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Naturlehre.
IV
durch erhält das Pendel einen Antrieb nach der andern Seite. Weil aber die Zähne des
Steigrades gleichweit voneinander entfernt find, wiederholt sich dieser Vorgang unverändert
gleichmäßig, während das Gewicht fortgesetzt ruckweise fällt. Das Fallen des Gewichtes
unterhält also die Bewegung der Uhr, und durch die Schwingungen des Pendels wird ihr
Gang gleichmäßig. — Warum würde die Uhr schneller und immer schneller gehen,
wenn das Perpendikel fehlte?
2. von den flüssigen Körpern.
I. Die Oberfläche der Flüssigkeiten. Die einzelnen Teile der festen Körper
hängen so innig zusammen, daß sie oft nur mit Anstrengung voneinander getrennt
werden können (Beispiele!). Die Teile einer Flüssigkeit dagegen sind leicht verschiebbar.
Die Kraft, durch die sie untereinander zusammenhängen („Kohä¬
sion"), ist also nur gering. Deshalb sinken die einzelnen Teilchen
einer Flüssigkeit infolge der 5chwerkraft so tief wie möglich. Erst
wenn keins mehr tiefer sinken kann, hört die Bewegung auf. Die
Oberfläche einer jeden ruhenden Flüssigkeit ist daher stets wage¬
recht (5.1, la).
wir füllen eine leicht nach oben gebogene (nicht zu enge)
Glasröhre fast ganz mit Wasser und verschließen ihre (Öffnungen,
so daß eine kleine Luftblase darin bleibt. Legen wir dann (mit Hilfe
eines Lotes) das Glasrohr wagerecht, so befindet sich die Luftblase ge¬
nau in der Mitte. Umgeben wir es zum Schutze mit
einer Metallhülse, so daß sein oberer Teil sichtbar ist,
und befestigen wir das Ganze auf einer holz- oder
5ig. 18. Metallplatte, dann haben wir eine Wasserwage oder
Libelle hergestellt (Fig. 18). — Wie untersuchen die Zimmerleute mittels der Libelle, ob ein
Balken wagerecht liegt?
2. verbundene Gefäße. Bei der Kaffee- oder der Gießkanne sehen wir,
daß die Flüssigkeit in der Ausflußrohre ebenso hoch steht wie in der Kanne selbst,
so sehr wir diese auch neigen mögen. — Wir nehmen einen Glaszylinder und ver¬
schließen die untere Öffnung mit einem Korke. Durch diesen stecken wir eine ge¬
bogene Glasröhre so hindurch, daß Wasser (oder irgendeine andre Flüssigkeit) un¬
gehindert aus dem Zylinder in die Röhre fließen kann und umgekehrt. Gießen wir
nun Wasser in den Zylinder, so strömt es auch in die Röhre. Rach einigem hin-
und herschwanken kommt es zur Ruhe und steht dann in dem Zylinder und in
der Röhre gleich hoch. Dasselbe beobachten wir bei allen verbundenen Gefäßen.
Ruf dem Gesetze der verbundenen Gefäße beruht der Springbrunnen. Stelle dir
aus einem Trichter, einem Gummischlauche und einer Glasröhre, die in eine Spitze ausgezogen
ist, einen Springbrunnen her! — Die Reibung an der Ausflußöffnung, der Widerstand der
Luft und die Schwerkraft hindern allerdings den Wasserstrahl, ganz so hoch zu steigen, wie das
Wasser im Trichter steht. — Die wichtigste Anwendung finden die verbundenen Gefäße in der
Wasserleitung. Beschreibe sie! — Die Quellen sind gleichsam natürliche Wasserleitungen.
Das Regenwasser sickert in den Boden ein, sammelt sich und tritt an tieferen Stellen als
„Quelle" wieder hervor. Befindet sich solch ein unterirdischer Wasserbehälter zwischen „un¬
durchlässigen" Erdschichten (Ton, Mergel), so kommt das Wasser erst dadurch „zutage", daß
man die darüberliegenden Schichten durchbohrt. Das Wasser kann dann durch Pumpen (S. 18)
heraufbefördert werden. Wenn es aber aus höher liegenden Erdschichten zur Bohrstelle hinab¬
dringt, dann sprudelt oder springt es aus dem Bohrlochs heraus: „artesischer Brunnen" (nach
der französischen Landschaft Artois).