Full text: Realienbuch (Teil 2)

36 Geschichte. I 
©rtcs beizufügen, wo sie ihre Lehen hatten. Ñus diese weise sind die jetzt noch üblichen 
adeligen Geschlechtsnamen entstanden. 
2. Die Ritterorden. Im heiligen Lande bildeten sich wäbrend der Rreuzzüge drei 
Ritterorden, in denen Rittertum und Mönchtum miteinander vereinigt waren: die Johanniter 
die Templer und die veutschritter. wer in sie eintreten wollte, mußte die Ritterwürde 
besitzen und das Gelübde der Ñrmut, der Reuschheit und des Gehorsams ablegen. Zweck dieser 
geistlichen Drden war die Bekämpfung der Ungläubigen, sowie die pflege der Rrmen und Rranken. 
3. Ritterliche Erziehung. Für den Kampf zu Rosse war beständige Waffen¬ 
übung nötig. Daher erzog man den Knaben schon von Jugend an für den Ritter¬ 
dienst. war er sieben Jahre alt, so brachte ihn der Vater an den Hof seines Lehns¬ 
herrn oder eines andern Fürsten. Dort lernte er ritterliche Sitte und wurde im Reiten, Speer- 
stechen und Fechten geübt. Der Schloßgeistliche oder die Burgherrin unterrichtete ihn im 
Lesen und im christlichen Glauben,- mitunter lernte er auch schreiben, war der Knabe 
14 Jahre alt, so wurde er mit dem Schwerte umgürtet und begleitete als Knappe oder 
Edelknecht seinen Herrn auf die Jagd und in den Krieg. Er hielt ihm die Waffen in 
Ordnung und trug ihm auf dem Marsche Speer und Schild. Bei Tische bediente er ihn 
und die Herrin, wenn der Knappe 21 Jahre alt geworden war, wurde er im Gotteshause 
zum Ritter geschlagen. Tr gelobte, die Kirche zu schützen, den Witwen und Waisen bei¬ 
zustehen, die Frauen zu ehren und dem Kaiser zu gehorchen. Dann kniete er am Rltare 
nieder und empfing von dem vornehmsten der anwesenden Ritter drei leichte Schläge mit 
dem Schwerte auf die Schulter, hierauf wurden ihm die goldenen Sporen angeschnallt, 
sowie Helm, Schild und Speer überreicht. 
4. Die Burgen. Sn bergigen Gegenden baute der Ritter seine Wohnung auf schwer 
zugängliche höhen, im Flachlande dagegen zwischen Seen und Sümpfe (Höhenburgen und 
Wasserburgen). In der ältesten Zeit bestanden die Burgen nur aus einem steinernen 
Turme und hölzernen Wohngebäuden. Später führte man auch die wohnräume aus Stein 
auf. Die meisten Burgen wurden im 11. und 12. Jahrhundert errichtet. Tin hoher 
Mauerring mit davorliegendem, tiefem Graben umgab die Gebäude. Rn den Ecken der 
Mauern sprangen feste Türme oder Erker vor. Sie waren mit schmalen Öffnungen 
versehen, so daß man einen anstürmenden Feind von der Seite her beschießen konnte. Über 
den Graben, der bei Höhenburgen trocken war, führte eine schmale Zugbrücke. Sie hing 
an Ketten und war in gefährlicher Zeit aufgezogen, so daß sie das Burgtor verdeckte und 
schützte. Das Tor war aus dicken Eichenbalken gezimmert und mit Eisen beschlagen. Über 
ihm erhob sich gewöhnlich ein starker Turm, hinter dem äußeren Tore befand sich oft noch 
ein zweites, inneres, und zwischen beiden ein eisernes Fallgitter. Große Burgen besaßen 
häufig noch einen zweiten, inneren Mauerring. Den Raum zwischen den Mauern nannte 
man den Zwinger. Er enthielt die Stall- und Wirtschaftsgebäude, sowie die Wohnungen 
für die Knechte. Ruf der höchsten Stelle erhob sich ein hoher Turm mit meterdicken Mauern, 
der Bergfried. Er bildete den letzten Zufluchtsort für die Bewohner, wenn die Burg 
vom Feinde erstürmt war. Sein unterster, kellerartiger Teil, das verlies, diente als Ge¬ 
fängnis. In dem höchsten Raume, von dem man weit in das Land sehen konnte, hielt sich 
gewöhnlich ein Wächter auf. Der schmale Eingang zu dem Turme lag mehrere Meter 
hoch über dem Boden und konnte nur durch eine Leiter erreicht werden. Über ihm befand 
sich ein Erker, durch dessen Bodenöffnung man schwere Steine auf den Rngreifer werfen 
oder siedendes Wasser und Gl auf ihn heruntergießen konnte. Neben dem Bergfriede stand 
das Wohnhaus der Ritterfamilie, der Palas. Er enthielt im Erdgeschosse eine große 
Halle, die mit Waffen und Geweihen, mit Decken und Fellen geschmückt und mit Bänken
	        
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