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hält der Orang-Utan, einen Zweig über sich umklammernd, die Arme hoch,
um so das Regenwasser abgleiten zu lassen. Nur das Gesicht, die Ohren und
die Innenflächen der Hände sind nackt, aber von bläulicher Färbung. Das
bartumrahmte Gesicht hat zwar in der Jugend einen menschenähnlichen, jedoch
greisenhaften Ausdruck. Mit zunehmendem Alter aber werden Nase und Maul
immer mehr schnauzenartig, und die langen Eckzähne geben dann dem Orang-
Utan beim Offnen des Maules ein raubtierartiges Aussehen. Nach Zahl und
Art der Zähne stimmt sonst das Gebiß mit dem des Menschen überein, jedoch
bis aus die Knöchel. Dadurch wird es ihm leicht, auch weitabstehende Zweige zu
ergreifen. Er klettert zwar langsam und bedächtig, aber mit großer Sicherheit. Nur
selten hüpft und springt er, jedoch vermag er aus dickeren Zweigen geschickt zu
laufen. Auf die Erde kommt er nicht oft. Will er von einem Baume zum anderen,
so schwingt er sich vorsichtig hinüber. In der Mitte des Wipfels baut er sich ein
Lager. Es gleicht einem Vogelhorste, trägt aber niemals ein Dach, wie man
früher glaubte. Die Eingeborenen glaubten früher, er könne sprechen und rede
nur deshalb nicht, damit er nicht zu arbeiten brauche. Seine Kraft ist gewaltig.
Er zerbricht mit Leichtigkeit einen Speer, ja den Arm eines starken Mannes
und beißt fürchterlich in seiner Wut.
findet sich im Oberkiefer jeder-
seits zwischen den Schneide-
und Eckzähnen eine Zahnlücke
zur Aufnahme der unteren,
starken Eckzähne. Der Orang-
Utan kann zwar auch aufrecht
gehen wie der Mensch, niemals
aber vermag er die Knie seiner
wadenlosen Beine zurückzu¬
drücken. Am liebsten läuft er
auf allen vieren. Was aber
den Orang-Utan am meisten
vom Menschen unterscheidet,
das ist der Mangel an Ver¬
nunft und Sprache.
2. Lebensweise. Der Orang-
Utan lebt in den Urwäldern
der Inseln Borneo und Su¬
matra. Hier klettert er fast den
ganzen Tag auf Bäumen um¬
her, um sich Baumfrüchte und
Blätter zu pflücken oder gele¬
gentlich auch einmal ein Vogel¬
nest zu plündern. Und zum
Klettern ist er durch seinen