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ihm den Friedenskuß. Der Pavst aber verweigerte ihm diesen, weis er ihm sein 
Pferd nicht am Zügel geführt und beim Absteigen den Steigbügel nicht gehalten 
hatte. Als einige der anwesenden älteren Fürsten erklärten, dies sei ein altes 
Recht der Päpste, versprach Friedrich, ihm beim Abzüge diese Marsckallsdienste 
zu leisten, sagte jedoch scherzend: „Ich werde es nur ungeschickt machen, denn 
ich bin noch nie Stallknecht gewesen." Er erhielt nun den Friedenskuß vom 
Papste, und beide zogen nach Rom. 
e. Kaiserkrönung. In Rom wurde Friedrich vom Papst ohne Wissen 
der Römer zum Kaiser gekrönt. Auf die Kunde davon übersielen die Römer die 
feiernden Deutschen. Der Kaiser und die Fürsten sprangen vom Krönungsmahle 
auf und trieben in Straßengefechten die Menge über die Tiberbrücke zurück. Im 
Getümmel stürzte der Kaiser vom Pferde. Da eilte Heinrich der Löwe herbei 
und rettete ihn mit eigener Lebensgefahr, Friedrich nahm dem Löwen den Helm 
vom Kopfe, wischte ihm mit der Hand das Blut aus dem Gesichte und sagte: 
„Ich gedenke dir's!" 
Bei der Heimkehr nach Deutschland versuchte Verona, dem Heere Verderben zu 
bereiten. An einer Slelle im Etschtale, wo der Fluß und hohe Felswände nur einen 
schmalen Saumvfad lassen, hatten verwegene Männer eine Burg besetzt und sperrten den 
Weg. Der tapfere Otto von Wittelsbach erklomm mit seinen an das Klettern 
gewöhnten Leuten die steile Felswand. Einer stieg über die Schultern der anderen wie 
auf einer lebendigen Leiter. Lanzen dienten als Bergstock. So erreichten sie die Höhe. 
Die Wegelagerer endeten am Galgen. 
ä. Mailands Zerstörung. Noch fünf „Römerzüge" unternahm Friedrich. 
Auf dem zweiten Zuge belagerte er die widerspenstige und stolze Stadt Mailand. 
Die Bürger leisteten tapferen Widerstand. Endlich zwang sie jedoch der Hunger, 
sich auf Gnade oder Ungnade zu ergeben. Am nächsten Morgen kamen der 
Bürgermeister und die vornehmsten Edelleute in das Lager des Kaisers. Sie 
alle gingen barfuß und trugen bloße Schwerter auf d-cm Nacken. Ihnen folgten in 
langen Büßerhemden 300 Ritter, die dem Kaiser btc Stadtschlüssel und die Fahnen 
überbrachten. Zuletzt kam das Volk mit Stricken um den Hals, als ginge es zum 
Galgen. Alle knieten demütig vor dem Kaiser. Doch dieser war durch den heftigen 
Widerstand der Einwohner so erbittert, daß er sich durch keine Bitte zur Milde 
bewegen ließ. Die Bürger mußten sämtlich die Stadt verlassen, die nun den 
kaiserlich gesinnten Nachbarstädten zur Plünderung und Zerstörung übergeben wurde. 
4. f)einricb der £öwe. a. Bedeutung. Der mächtigste Lehnsmann 
des Kaisers war Heinrich der Löwe. Anfangs besaß er nur das Herzogtum 
Sachsen. Später gab ihm der Kaiser für treue Dienste auch das Herzogtum 
Bayern zurück. Dazu unterwarf sich Heinrich noch Mecklenburg und 
Pommern, drängte die Slawen zurück und besiedelte das Land mit Deutschen. 
Lübeck verdankt ihm seine Größe, München seine Gründung. In der Stadt 
Braunschweig hatte er seine Burg, vor der er eineu ehernen Löwen mit offenem 
Rachen aufrichten ließ. Lange Zeit war er mit dem Kaiser eng befreundet. 
Aber nach einigen Jahren trat zwischen Heinrich und dem Kaiser eine Verstimmung 
ein. Heinrich hatte nämlich einen sehr verschwenderischen Oheim, Welf. Dieser 
wollte von ihm Geld auf seine Güter borgen. Heinrich aber lehnte das ab. Da 
wandte sich Welf an den Kaiser. Von diesem erhielt er das Geld und vermachte 
ihm dafür seine Güter Non jetzt ab grollte Heinrich dem Kaiser.
	        
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