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6. freibeitshämpfe der Schwetjer. Die Habsburger besaßen in der Schweiz den 
Aargau, übten aber im Namen des Reiches auch die Schirmvogtei und den Blutbann 
(das Recht über Leben und Tod) über die drei Waldstätten Schwyz, Uri und Unter¬ 
walden. Damit nicht zufrieden, wollten sie die Kantone mit ihrer Hausmacht vereinige». 
Die Waldstätten aber schlossen ein Schutz- und Trutzbündnis, aus dem die Schweizer 
Eidgenossenschaft entstand. Später rissen sich die Schweizer ganz von Österreich los. 
Zweimal, bei Morgarten (1315) und bei Sempach (1386), siegte das tapfere Volk der 
Hirten über die wohlgerüsteten Ritter Österreichs. — Als bei Sempach die Ritter in ge¬ 
schlossenen Reihen mit vorgehaltenen Speeren zum Angriff vorrückten, da rief — wie die 
Sage berichtet Arnold von Winkelried seinen Kampfgenossen zu: „Getreue, liebe Brüder, 
ich will euch eine Gasse machen. Sorgt für mein Weib und meine Kinder!" Mit diesen 
Worten sprang er vor, umfaßte mit beiden Armen so viel Spieße, als er konnte, drückte 
sie sich in die Brust und riß Mann und Spieß zu Boden. In die so entstandene Lücke 
drangen die Eidgenossen ein und zersprengten mit ihren Hellebarden das stolze Heer der 
Ritter. Durch diesen Sieg begründeten die Schweizer ihre Freiheit, die ihnen 1643 im 
Westfälischen Frieden auch rechttich zuerkannt wurde. 
r. Kaiser aus verlekieclenen faulern. 
1. sudvptg von Bayern und friednch der Schone von Österreich. Nach Rudolfs 
Tode wählten die Fürsten Kaiser aus verschiedenen Häusern. Im Jahre 1314 konnten sie 
sich nicht einigen. Die einen wählten Ludwig den Bayer, die anderen Friedrich den 
Schönen von Österreich. Beide waren von Jugend auf Freunde gewesen. Wieder 
wurde Deutschland durch einem Bürgerkrieg verwüstet. Friedrich erlitt in der Schlacht 
bei Mühldorf eine Niederlage und geriet in Gefangenschaft. Sein Bruder setzte den 
Kampf fort. Auch der Papst wollte Ludwig nicht als Kaiser anerkennen und tat ihn in 
den Bann. Da verzichtete Friedrich auf die Krone und versprach, seinen Bruder zum 
Frieden zu bewegen. Er schwur, in die Gefangenschaft zurückzukehren, wenn ihm das 
nicht gelänge. Der Bruder aber wollte nichts vom Frieden wisfen. Friedrich hielt sein 
Wort, obgleich der Papst ihn seines Eides entband und ihm sogar die Rückkehr verbot. 
Gerührt umarmte Ludwig seinen Jugendfreund und teilte hinfort mit ihm die Herrschaft. 
2. Oer Kurveretn |u RenTe. Über die Anmaßung des Papstes waren die Kurfürsten 
empört, zumal die Päpste damals ihren Sitz in Frankreich hatten und Werkzeuge der 
französischen Könige waren. Im Jahre 1338 versammelten sie sich zu Rense, unweit 
Koblenz, und erklärten, daß der von der Mehrzahl der Kurfürsten gewählte König der 
päpstlichen Bestätigung nicht bedürfe. 
3. Rart IV. Auf Ludwig folgte Karl IV. Er sorgte besonders für Böhmen; in Prag 
gründete er die erste deutsche Universität. Das wichtigste, was Karl für das deutsche 
Reich getan hat, war der Erlaß eines Reichsgesetzes über die Kaiserwahl, das unter dem 
Namen „Goldene Bulle" bekannt ist. Der Name stammt von der goldenen Siegelkapsel 
(bulla) her, die dem Schriftstück angehängt war. In diesem Gesetz wurde bestimmt, daß 
sieben Kurfürsten den Kaiser wählen sollten, drei geistliche: die Erzbischöfe von Mainz, 
Cöln und Trier, und vier weltliche: der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, 
der Herzog von Sachsen-Wittenberg und der Markgraf von Brandenburg. Frankfurt 
blieb Wahlstadt, Aachen Krönungsstadt. 
4. Sigismund. Zur Zeit des Kaisers Sigismund gab es drei Päpste, die sich gegen¬ 
seitig in den Bann taten. Geistliche Ämter wurden jetzt selbst vom Papste für Geld 
vergeben und der Ablaß als Geldquelle benutzt. Sigismund berief 1414 ein Konzil nach 
Konstanz, wo die Kirchenspaltung beseitigt, die Kirche an Haupt und Gliedern reformiert 
und über die Lehre des Johann Hus entschieden werden sollte (S. 58). Dort wurde 
auch der Burggraf Friedrich von Nürnberg mit der Mark Brandenburg belehnt (S. 82). 
5. Maximilian. a. Der letzte Ritter. Maximilian (1493—1519) war ein tapferer, 
ja fast tollkühner Held. In Ulm bestieg er den höchsten Kranz des über 100 w hohen 
Münsterturms und stellte sich mit dem einen Fuß auf die schmale Eisenstange, woran die 
Feuerlaterne hing, während er den andern Fuß übermütig in die Luft emporhob. Eine 
Mesfingtasel bezeichnet noch heute diese Steile. Ohne Furcht ging er mit dem Speer auf
	        
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