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Geschichte. 
schlaue Daun wollte Prag entsetzen. Friedrich zog ihm entgegen, griff ihn 
bei Kollin an (18. Juni), erlitt aber eine völlige Niederlage. In dieser Zeit 
waren die Franzosen und die Neichsarmee bis nach Thüringen vorgedrungen. 
Friedrich traf auf die dreimal so starke feindliche Armee am 5. November bei 
Roßbach. Mit geringen Verlusten erfocht hier Friedrich einen glänzenden 
Sieg über die übermütigen Franzosen, der namentlich dem kühnen Reitergeneral 
Seydlitz zu danken war. In ganz Deutschland freute man sich dieses Sieges 
und jubelte: „Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur aus die 
Hosen, so läuft die ganze Neichsarmee, Panduren und Franzosen." — In 
Schlesien aber waren die Österreicher siegreich vorgedrungen. In Eilmärschen 
zog Friedrich dorthin. Am 5. Dezember wagte er den Angriff auf den weit 
überlegenen Feind bei Leuthen. Durch eine meisterhafte Schlachtordnung 
täuschte er den Feind, und die Tapferkeit der Seinen errang den Sieg. — 
(Besser: Der Choral von Leuthen.) — Friedrichs Geistesgegenwart zu Lissa. — 
1758 fielen die Russen raubend und plündernd in die Neumark ein. 
Friedrich schlug sie am 25. August bei Zorndorf; die meist betrunkenen Russen 
wichen nicht und mußten reihenweise niedergeschlagen werden. — Von hier aus 
führte Friedrich sein Heer nach Sachsen, das zum großen Teile von den Öster¬ 
reichern besetzt war. Trotz vielfacher Warnungen bezog er in bedrohlicher 
Nähe der Feinde bei Hochkirch (Bautzen) ein offenes Lager. Daun griff ihn 
am frühen Morgen des 14. Oktobers an, und Friedrich mußte sich unter 
schweren Verlusten zurückziehen; aber Daun wagte nicht, ihn zu verfolgen. 
1759 wurden zwar die Franzosen bei Minden geschlagen, aber Friedrich 
erlitt im August eine schwere Niederlage bei Kunersdorf (Frankfurt a. O.) 
gegen die vereinigten Russen und Österreicher. Der König selbst kam in 
Lebensgefahr, und nur die Zwietracht der Sieger rettete sein Heer vor Ver¬ 
nichtung. — („Finkenfang" bei Maxen). — 
1760 siegte Friedrich im August bei Liegnitz und im November bei 
Torgau, wo Zielen den Sieg herbeiführte. — 1761 wagte Friedrich keine 
Schlacht im offenen Felde, er verschanzte sich bei Bunzelwitz (Schweidnitz). 
Seine Lage war schlinim; aber Zielen tröstete den König damit, daß Gott 
ihn nicht verlassen werde. Und Hilfe kam bald, da 1762 die Kaiserin von 
Rußland starb. Ihr Nachfolger schloß mit Friedrich Frieden; dieser schlug 
die Österreicher bei Burkersdorf und Prinz Heinrich bei Freiberg in 
Sachsen. 1763 kam cs endlich zu Hubertsburg (Sachsen) zum Frieden am 
15. Februar. Friedrich behauptete Schlesien, und sein Wort wurde ausschlag¬ 
gebend im Rate der Fürsten. 
E. Friedrichs Friedenswerkc. Der König sah sich als den „ersten 
Diener" seines Staates an und arbeitete darum mit der größten Pflichttreue. 
Seine Zeit hatte er sorgsam eingeteilt. Sehr frühe stand er des Morgens 
auf, las die eingegangenen Berichte, beriet sich mit seinen Räten und ging dann 
zur Parade. Nach Tisch blies er die Flöte und arbeitete daraus wiederum. 
Abends erfreute er sich an der Unterhaltung mit gelehrten Männern (nament¬ 
lich gern mit Franzosen) und an Musikaussührungen. So lebte er regelmäßig 
des Winters in Berlin und Potsdam und des Sommers in Sanssouci. 
2. Die Wunden der schweren Kriege heilte Friedrich durch große Spar¬ 
samkeit und durch Austeilung von Saatkorn und Pferden. Sumpfige Gegenden 
an der Oder, der Warthe und der Netze legte er trocken. 800 neue Dörfer 
gründete er in diesen Gegenden, und voll Freude konnte er ausrufen: „Da 
habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Auch führte er
	        
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