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Geschichte. 
er eine ernste Jugendzeit, sah das Vaterland in tiefer Erniedrigung, seiner 
Mutter Trauer und dann deren Krankheit und Tod. Über des Knaben Sinnes¬ 
art schrieb seine Mutter einst: „Er wird wie sein Vater: einfach, bieder und 
verständig." Erst 1814 durfte er am Freiheitskampse teilnehmen und erwarb 
sich durch seine Unerschrockenheit das Eiserne Kreuz. — Mit ganzer Seele war 
er Soldat. Er verheiratete sich 1829 mit Augusta von Weimar. Als 1857 
sein königlicher Bruder, der kinderlos war, erkrankte, übernahm Wilhelm als 
Prinz-Regent die Regierung und bestieg den Thron nach Friedrich 
Wilhelms IV. Tode (2. Jan. 1861). König Wilhelm wollte Preußens Ansehen 
heben, darum vermehrte und verbesserte er sein Heer. 
U. Der Dänische Krieg 1864. In den Herzogtümern Schleswig-Hol- 
stein-Lauenburg, deren Herzog auch zugleich König von Dänemark war, halten 
die Dänen schon jahrelang die deutsche Sprache unterdrückt. Der 1863 zur 
Regierung kommende Dänenkönig wollte gar das deutsche Schleswig zu einer 
dänischen Provinz machen. Das durste Deutschland nicht geschehen lassen, 
darum sandten König Wilhelm I. und Kaiser Franz Joseph von Österreich 
Truppen in jene Länder. Nachdem die Preußen unter Führung des Prinzen 
Friedrich Karl durch den Übergang über die Schlei die Dänen zum Ver¬ 
lassen des Danewerkes gezwungen hatten, sehten sich diese in den Düp- 
peler Schanzen fest. Doch auch aus diesen wurden sie nach wochenlanger 
Belagerung am 18. April von den Preußen vertrieben. Die Österreicher 
harten inzwischen Jütland erobert, und als im Juni die Preußen auf Kähnen 
nach der Insel Alsen übersetzten und diese eroberten, da mußte der Dänen- 
lönig in den Frieden willigen, der ihm die drei deutschen Herzogtümer kostete. 
6. Der Deutsche „Krieg 1866. 1. Die Ursache zum Bruderkriege 
war der Neid, mit dem Österreich und viele deutsche Staaten auf das mächtige 
Preußen schauten. — Österreich hatte sich mit Preußen wegen Schleswig- 
Holstein derart geeinigt, daß Preußen in Schleswig und Österreich in Holstein 
herrschen sollte. Österreich aber wollte aus diesen Herzogtümern einen neuen 
Kleinstaat machen, und dies wollte Preußen nur zugeben, wenn es die Hoheit 
über Heer und Flotte dieses Landes erhielte. Österreich legte nun diese An¬ 
gelegenheit dem Deutschen Bundestage vor, und dieser beschloß den Krieg gegen 
Preußen. König Wilhelm erklärte den Deutschen Bund für aufgelöst und 
machte sein Heer mobil. Mit ihm verband sich Italiens König, der Venetien 
erobern wollte. — Unter den deutschen Fürsten fand unser König wenig Ver¬ 
bündete. Da Sachsen, Hannover und Kurhessen sich auf Österreichs Seite 
stellten, wurden ihre Hauptstädte von den Preußen besetzt. 
2. Krieg in Böhmen. Preußen stellte eine Westarmee und eine Haupt¬ 
armee auf. Diese bestand aus drei großen Armeen: die Erste unter Prinz 
Friedrich Karl rückte über Zittau und Neichenberg i. B. vor, die Zweite unter 
dem Kronprinzen von Landeshnt und Glatz her, und die Elbarmee zog unter 
Herwarth v. Bittenfeld von Dresden aus nach Böhmen. Die erste Armee siegte 
bei Münchengrätz und Gitschin, die zweite bei Trautenau, Nachod und 
Skalitz. König Wilhelm ging jetzt, trotz seiner 70 Jahre, selbst nach Böhmen, 
und traf am 2. Juli in Gitschin ein. Benedek, der österreichische Befehls¬ 
haber, hatte seine gesamte Armee bei Königgrätz und Sadowa zusammen¬ 
gezogen. Am folgenden Tage sollte er angegriffen werden; der Kronprinz 
erhielt den Befehl, so schnell als möglich heranzurücken. Am Morgen des 
3. Juli griffen die vereinigte Erste und Elbarmee die ungemein feste Stellung 
des Feindes an. Trotz der größten Zähigkeit konnten die Preußen kaum ihre
	        
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