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Pflanzenkunde.
Die Vermehrung durchTeilnng findet z.B. bei Zwiebelgewächsen statt. UmHyazinthen
im Zimmer zur Blüte zu bringen, legt man die Zwiebeln im Monat August in Blumen¬
töpfe, die mit einer Mischung von Laub- und Gartenerde und etwas Sand gefüllt sind.
Nun stellt man die Töpfe in einen Keller und hält sie gleichmäßig feucht, damit sie viele
Wurzeln treiben. Nach 2 oder 3 Monaten (Dezember und Januar) nimmt man sie in
das warme Zimmer, giebt ihnen Untersäge, die so oft mit Wasser gefüllt werden, als
dasselbe eingezogen ist, und bringt sie ¿um Treiben. Sollen die Zwiebeln im Freien
blühen, so setzt man sie im Oktober in Gartenbeete.
Andere ausdauernde Blumengewächse, wie Georginen, Pfingstrosen u. s. w., ver¬
mehrt man leicht durch Teile der Wurzel, die im Frühjahr in die Erde gesetzt werden.
II. Wald- und Heidepflanzen.
§ 8. Der gemeine Haselnnststranch. Die Staubblattkätzchen des Hasel¬
nußstrauches (Schäfchen) entwickeln sich schon im Februar und März, noch
ehe die Blätter zum Vorschein kommen. Sie stehen zu zweien oder dreien am
Ende der Zweige. Die Stcmpelblüten sind wie Knospen gestaltet. Man er¬
kennt sie an den purpurroten Griffeln, die als feine Fädchen an ihrer Spitze
hervorgucken. Die Blätter sind herzförmig und doppeltgesägt. Die im Herbste
reifenden Haselnüsse stehen einzeln oder zu zweien oder dreien zusammen. Sie
sind von einer zerschlissenen Hülle umgeben und bestehen aus einer steinharteu
Schale und einem süßen, öligen Kern. Die Wurzeltricbe liefern Holz zu
Korbwaren und Faßreifen.
8 9. Die gemeine Birke kommt als Baum und Strauch vor. Die äußere
Rinde des Stammes ist weiß, glatt und blättert ab. Die jungen, biegsamen Zweige
hängen bei manchen Arten herab (Hänge- oder Trauerbirken). Die dreieckigen,
gesägten Blätter sind langgestielt. Im Nachsommer erscheinen die walzen¬
förmigen Staubblattkützchen, welche sich im kommenden Frühlinge vor dem
Erscheinen der Blätter entfalten. Sie bestehen aus einer Spindel, an welcher
unter kleinen Deckschuppen die Staubblätter sitzen, und fallen nach dem Ver¬
blühen ab. Nach dem Laubausbruche zeigen sich am Ende der jungen Zweige
auch die kleineren Stempelblüten, deren Schuppen allmählich verholzen. Die
reifen Fruchtkätzcheu fallen im Sommer ab. Die Birke gehört zu den ein¬
häusigen Gewächsen, weil Staubblatt- und Stempelblüten getrennt, aber
auf derselben Pflanze vorkommen. Die Birke kommt unter allen Bäumen am
weitesten nach Norden vor und ist den Bewohnern der kalten Zone ein unent¬
behrlicher Baum. Sie liefert Nutz- und Brennholz, Rinde zu Körben,
Schuhen, Dosen und anderen Gegenständen; Birkenruten — Besen — Birkensaft.
8 10. Die Eiche, der stattlichste Baum unserer Laubwälder, erreicht
eine Höhe von 20—30 m und ein Alter von 600 Jahren. Der Stamm trägt
eine ausgebreitete Krone von starken, knorrigen Ästen. Die Blätter erscheinen
im Mai, sind lederartig und gebuchtet. Das Laub der Sommereiche füllt
im Herbste ab, das der Wintereiche bleibt den Winter über hängen. Die
Blütcnkätzchen erscheinen fast mit den Blättern zugleich. Die Früchte, Eicheln,
sitzen in Näpfchen; die der Sommer- oder Stieleiche sind langgestielt,
die ver Wintereiche (Steineiche) kurzgestielt. — Das grobfaserige
Eichenholz zeichnet sich durch Härte und Festigkeit aus und eignet sich zu
Schiffs- und Wasserbauten und zu Brennholz. Die Rinde der jungen
Stämme dient als Lohe zum Gerben, die Eicheln zur Schweinemast und zur
Bereitung des Eichelkaffees. Die durch eine Gallwespe verursachten Aus¬
wüchse an Blättern, Galläpfel, enthalten Gerbstoff. Die Gallen der Knopper-
ciche in Kleinasien dienen zur Bereitung schwarzer Tinte.