Friedrich II., der Große. 
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Scheltworte, ja Stockschläge mußte sich der Prinz in Gegenwart anderer ge¬ 
fallen lassen. Da beschloß er, zu seinem Oheim, dem Könige von England, 
zu fliehen. Als er 1730 mit seinem Vater auf einer Reise in die Nähe von 
Heidelberg kam, sollte der Plan mit Keith und Katte, zwei Freunden des 
Prinzen, ausgeführt werden; doch wurde er dem Könige verraten. Dieser be¬ 
handelte seinen Sohn als Deserteur, ließ ihn nach Küstrin in Haft bringen 
und Katte hinrichten. Keith war entflohen. Auch über den Kronprinzen sollte 
das Todesurteil gesprochen werden, doch fand der König allseitigen Widerstand. 
3. Endlich bat der Prinz reumütig um Verzeihung, und der Zorn des 
Vaters milderte sich. Jener blieb vorerst in Küstrin und lernte durch Be¬ 
schäftigung in der Domänenkammer die Staatsverwaltung gründlich kennen. — 
Zu der Hochzeitsfeier seiner Schwester durfte er nach Berlin zurückkehren, 
heiratete später nach seines Vaters Wunsche eine Nichte des Kaisers und lebte 
auf dem Schlosse zu Rheinsberg, wo er seinen geliebten Studien oblag, aber 
auch sein Regiment zu des Vaters Zufriedenheit exerzierte, so daß die Aus¬ 
söhnung zwischen Vater und Sohn eine völlige wurde. 
B. Der erste Schlesische Krieg (1740—1742). Bald nach Friedrichs 
Thronbesteigung starb Kaiser Karl VI. 1740. Seine Erbin war seine Tochter 
Maria Theresia. Gegen sie erhoben sich bald viele Feinde, die ihr das 
Erbe streitig machten. Auch Friedrich erhob Anspruch auf Schlesien (§ 16. 6). 
Er ließ Ende 1740 sein Heer in Schlesien einrücken. Schon hatten die 
Preußen fast ganz Schlesien besetzt, da rückte ein österreichisches Heer heran, 
und bei Mollwitz, unweit Brieg, kam es am 10. April 1741 zur Schlacht. 
Hier zeigten sich die Früchte der Arbeit Friedrich Wilhelms I.: die Preußen 
schossen so ruhig und schnell wie auf dem,Exerzierplätze, und der Feind mußte 
weichen. — Im folgenden Jahre mußte Österreich im Frieden zu Breslau 
Schlesien an Friedrich abtreten (1742). 
0. Der zweite Schlesische Krieg (1744 u. 45). Ihre anderen Feinde 
besiegte Maria Theresia nun bald und rüstete sich, von England unterstützt, 
zum neuen Kriege gegen Friedrich. Doch dieser kam ihr zuvor und drang 1744 
in Böhmen ein. Die Österreicher fielen im Frühjahr 1745 in Schlesien ein, 
doch schlug sie Friedrich am 4. Juni 1745 bei Hohenfriedeberg (bei Striegau), 
verfolgte sie nach Böhmen und besiegte sie bei Soor, unfern Trautenau. 
Nachdem auch der alte Dessauer einen Sieg bei Kesselsdvrf (Dresden) er¬ 
rungen hatte, kam es zum Frieden von Dresden, der den Breslauer 
Frieden bestätigte. 
D. Der Siebenjährige Krieg (1756—63). Um Schlesien wieder 
zu erlangen, verband sich Maria Theresia mit Rußland, Frankreich, Schweden, 
Sachsen und vielen deutschen Staaten zu einem Kriege gegen Friedrich, der 
wieder zum Markgrafen von Brandenburg erniedrigt werden sollte. Friedrich 
erfuhr von diesem Plane und kam seinen Feinden zuvor, indem er 
1756 in Sachsen einfiel, das sächsische Heer bei Pirna einschloß und zur 
Übergabe nötigte und ein österreichisches Heer bei Lowositz schlug. 
1757 führte Friedrich seine Truppen bis vor Prag, wo es am 6. Mai 
zur Schlacht kam. Sumpfige Wiesen hemmten die Preußen am Vordringen, 
und das furchtbare feindliche Geschützfeuer brachte die preußischen Reihen ins 
Wanken. Da ergriff der 73jährige General Schwerin eine Fahne und stürmte 
einem Regimente voran mit dem Rufe: „Heran, meine Kinder!" Fünf Kugeln 
streckten ihn nieder, aber sein Beispiel begeisterte die Preußen, die endlich 
siegten. Prag, von den geschlagenen Österreichern besetzt, wurde belagert. Der
	        
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