Von der Erlernung und Achtung der Muttersprache.
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Hier mögen noch zwei Stellen über unsere deutsche Muttersprache
angereihet werden. I. Grimm sagt: „Kein Volk aus Erden hat eine
solche Geschichte für seine Sprache wie das deutsche. Zweitausend Jahre
reichen die Quellen zurück in seine Vergangenheit, in diesen zweitausenden
ist kein Jahrhundert ohne Zeugnis und Denkmal."— Goethe sagt (25,
72): „Es drangen sich der deutschen Sprache (im 17.—18. Jahrh.) zu so
manchen neuen Begriffen auch unzählige fremde Worte nötiger- und un¬
nötigerweise mit auf, und auch für bekannte Gegenstände ward man ver¬
anlaßt, sich ausländischer Ausdrücke und Wendungen zu bedienen. Der
Deutsche, seit beinahe zwei Jahrhunderten in einem unglücklichen, tumul-
tuarischen Zustande verwildert, begab sich bei den Franzosen in die Schule,
um lebensartig zu werden, und bei den Römern, um sich würdig auszu¬
drücken. Dies sollte aber auch in der Muttersprache geschehen; da denn
die unmittelbare Anwendung jener Idiome und deren Halbverdeutschung
sowohl den Welt- als Geschäftsstil lächerlich machte."