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Geschichte.
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in Böhmen ziehen, konnte aber nichts gegen sie ansrichten. Die Hnssiten rächten
sich jedoch an ihm dadnrch, daß sie in die Mark einfielen nnd durch Raub, Mord
und Plünderung überall Unheil anrichteten, bis sie von Friedrichs Sohn ver¬
trieben wurden. Da Friedrich I. nur selten in der Mark weilte, konnte er
für sie nicht so viel tun, als nötig gewesen wäre. Sein Wahlspruch hieß:
„Wer auf Gott vertraut, den verläßt er nicht."
4. Friedrich H. Nach dem Tode Friedrichs I. wurde sein Sohn als
Friedrich II. Kurfürst von Brandenburg. Die Brüder desselben erhielten die
Fürstentümer Ansbach und Bayreuth. Weil Friedrich II. mit großer Festigkeit
alles durchführte, was er sich vorgenommen hatte, nannte man ihn den „Eisernen"
oder „Eisenzahn". Wie sein Vater den Adel unterworfen hatte, so zwang er
die Städte zum Gehorsam. Am meisten machten ihm die mächtigen uud
trotzigen Schwesterstädte Berlin und Kölln zu schassen. Nach ihrer Unterwerfung
baute er daselbst an dem Ufer der Spree ein festes Schloß. Von hier aus hielt
er seine Herrschaft über die Städte aufrecht. 1451 zog er selbst in dieses Schloß
und machte damit Berlin-Kölln zur Haupt- und Residenzstadt von
Brandenburg. Friedrich war auch darauf bedacht, sein Land zu vergrößern.
Vom Erzbistum Magdeburg erwarb er die Grafschaft Stolberg-Wernigerode.
Vom Deutschen Ritterorden kaufte er die Neumark zurück, und von Böhmen
erhielt er Kottbus und drei andre Städte in der Lausitz. Nach 30jähriger
Herrschaft legte Friedrich die Regierung nieder. Ein Jahr darauf starb er.
5. Albrecht Achilles und Johann Cicero. Friedrichs Nachfolger wurde
sein Bruder Albrecht. Er zeichnete sich durch große Kraft und Tapferkeit aus.
Deshalb erhielt er nach einem berühmten Helden der alten Griechen den Bei¬
namen Achilles. Da der märkische Adel wenig gebildet war, kam der hoch¬
gebildete Kurfürst nur selten nach der Mark, er wohnte in Franken und hielt
dort einen prächtigen Hof. In Brandenburg war er wenig beliebt, weil er dem
Lande neue Steuern auferlegte. Im Jahre 1473 erließ er dasHohen-
zollernsche Hausgesetz. Dasselbe bestimmte, daß die Mark Brandenburg
stets ungeteilt auf den ältesten Sohn des regierenden Kurfürsten übergehen
sollte. Durch dieses Gesetz sollte eine Zerstückelung der Besitzungen der
Hohenzollern verhütet werden. Auch wurden die Kurfürsten darin verpflichtet,
fortan in der Mark zu wohnen. Beides war für die Zukunft sehr wichtig.
Johann Cicero hatte während der Regierung seines Vaters die Mark regiert.
Er war dort geboren und aufgewachsen; deshalb schätzte er auch Laud uud
Volk mehr, als es seine Vorfahren getan hatten. Weil er sehr gelehrt und
beredt war, erhielt er nach einem berühmten römischen Redner seinen Bei¬
namen. Streng achtete er auf Ordnung in seinem Lande. Um die Einnahmen
zu erhöhen, führte er die Bierziese fBiersteuerj ein. Sie wurde ihm aber nur
widerwillig gegeben, so daß er sie anfangs mit Gewalt eintreiben mußte.
Da er sehr sparsam wirtschaftete, konnte er die Grafschaft Zossen kaufen;
er richtete auch die erste Apotheke sowie die erste Druckerei in der Mark ein.
Um die Bildung des Volkes zu heben, gründete er in Frankfurt a. O. eine
Universität. Die Vollendung dieses Werkes erlebte er jedoch nicht mehr.