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Geschichte.
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wurde der Grund zum Preußischen Stuate gelegt. Während der Re-
giertmg Georg Wilhelms brachen die Greuel des Dreißigjährigen Krieges über
die Mark herein. Sie wurde abwechselnd von den Kaiserlichen und von den
Schweden verwüstet. Der Kursiirst war zu schwach, um sein Land zu schützen,
und die Stände bewilligten ihm auch nicht die Mittel zur Unterhaltung eines
Kriegsheeres. Als er 1640 starb, glich das Land einer Wüste, und von dem
schrecklichen Kriege war das Ende noch nicht abzusehen.
9. Preußen vor der Bereinigung mit Brandenburg. Seit der Völker¬
wanderung wohnten im Preußenlande die Pruzzen oder Preußen, ein Volks¬
stamm, der mit den Litauern verwandt war. Sie hatten heidnischen Glauben
und besondere Sitten. Alle Versuche, sie zum Christentum zu bekehren, blieben
ohne Erfolg. Adalbert, Bischof von Prag, wurde 997 erschlagen, weil er einen
heiligen Wald betreten hatte. Der Mönch Christian von Oliva hatte bei seinen
Bekehrungsversuchen anfangs Erfolg; aber bald fielen die Bekehrten wieder
ab und verwüsteten das Land des christlichen Herzogs Konrad von Masovien.
Dieser bat den Deutschen Ritterorden um Hilfe. 1230 kamen die ersten Ordens¬
ritter nach Preußen. Weitere Ritterscharen mit ihrem Kriegsvolk und fried¬
liche Einwanderer aus allen Teilen des Deutschen Reiches folgten ihnen nach.
In 53jährigem, schwerem Eroberungskampfe unterwarf der Ritterorden das
Preußenland. 1309 verlegte der Hochmeister seinen Sitz nach Marienburg,
dem prächtigsten Ordensschlosse, und regierte von hier aus das Ordensland.
Unter Winrich von Kniprode [1351—1382] erreichte der Orden seine höchste
Blüte. Dann geriet er nach und nach in Verfall. In der Schlacht bei Tannen¬
berg [1410] wurde seine Macht durch den Polenkönig Jagello gebrochen. Ver¬
gebens versuchte der Hochmeister Heinrich von Plauen die Ordensherrschaft
wieder aufzurichten. Wegen schwerer Steuern wurde das Volk unzufrieden, so
daß die Städte und ein Teil des Adels gegen den Orden einen Bund mit Polen
schlossen. Die Marienburg wurde von den Feinden durch Verrat eingenoinmen,
und der Hochmeister mußte seinen Sitz nach Königsberg verlegen. 1466 wurde
der fzweitef Thorner Friede geschlossen. Westpreußen und das Ermland fielen
ganz an Polen, und Ostpreußen erhielt der Orden von Polen als Lehen. Der
letzte Hochmeister des Ordens, Albrecht von Brandenburg, nahm 1525 im Ver¬
trage zu Krakau Ostpreußen als weltliches Herzogtum von Polen zum
Lehen an, indem er zugleich dem Orden entsagte.
III. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst
(1640—1688).
1. Seine Jugend. Es war ein Glück für Brandenburg, daß in der letzten
Zeit des Dreißigjährigen Krieges der tatkräftige Kurfürst Friedrich Wilhelm
regierte, der in der Geschichte den Beinamen der Große erhalten hat. Sein
schwacher Vater Georg Wilhelm hatte dafür gesorgt, daß er eine gute Er¬
ziehung genoß. Im Alter von 7 Jahren schickte er ihn der Kriegsunruhen
wegen nach der Festung Küstrin, wo er unter der Leitung seiner frommen