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Naturbeschreibung.
III
Leitstränge, weil sie das Wasser und die im Wasser gelösten Nährstoffe zu
allen Pflanzenteilen hinzuleiten haben.
2. Wie ist der Stamm der Holzpflanzen für die Wasserleitung einge¬
richtet? An dem Querschnitt eines jungen Stämmchens sieht man unter dem
Vergrößerungsglase außen einen Kranz von Zellen. Das ist die Oberhaut.
Weiter nach innen gn liegt ein Ring von durchschnittenen Zellhäufchen. Das
sind die Gesäß- oder Leitstränge. (Auch bei deu Holzpflanzen beginnen sie
wie bei den Kräutern in den Wurzeln und treten aus den Zweigen in die Blätter
ein, um sich in ihnen als Adern zu verzweigen.) Innerhalb des Kranzes der
Gesäßbündel, also im innersten Kern des Stammes, liegt das Mark. Durch
jedes Gefäßbündel zieht sich in der Mitte der Quere nach eine schmale Zellschicht
hin, die eine innere und eine äußere Gruppe in dem Leitbündel voneinander
trennt. Die Zellen dieser Schicht sind ganz eigener Art. - Sie sind durch die
Fähigkeit ausgezeichnet, sich zu teilen, sich also zu vermehren. Sie heißen Zu¬
wachszellen (Kambiumzellen). Die Kambiumzellen sämtlicher Leitbündel
verschmelzen meist zu einem Kranz im Stamme, dem Kambiummantel (Zu¬
wachsmantel). In diesem Mantel geht
st das Wachstum der Holzpflanzen vor
sich, indem alljährlich nach außen nach
der Oberhaut, wie nach innen nach
dein Mark hin, je eine neue Schicht
gebildet wird: nach innen hin Holz,
nach außen hin Bast. Zwischen Mark
und Kambiummantel liegt also das
Holz, zwischen Kambiummantel und
Oberhaut der Bast des Stammes. Da
der Bast sich zusammen mit der Rinde
vom Kambiummantel ablöst, wird er
zur Rinde gerechnet (Bild 69). —
Welches sind nun die Leitbahnen
für das Wasser? Vielfach findetman
hohle Weidenstämme, bei denen alles
Mark und auch das meiste Holz verfault
69.
Übersichtliche Darstellung des Dicken¬
wachstums.
Zweijähriger Stamm, rn Mark, r Rinde,
k Holzteil, b Bastteil der Gefätzbündel, c Kam- ist; sie haben nur noch einen dünnen
bium, H Holz, B Bast, ms Markstrahlen. Holzmantel, ^er aber von Rinde um¬
geben ist. Diese Stammtrümmer
schlagen in jedem Frühjahr aufs neue aus und treiben eine Menge Ruten mit
Blättern und Kätzchen. Die Leitbahnen für das Wasser können also weder das
Mark noch das ältere Holz sein. Wo sind sie also zu suchen? Im jungen Holz
oder in der Rinde? — Um festzustellen, wo das Wasser geleitet wird, ringelt
man draußen an einem lebenden Weidenstamme einen Ast und entfernt die
Rinde. Der Ast grünt weiter wie vorher. Was geht daraus hervor?