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Naturlehre.
IV
VI. Die Brotbereitung.
1. In der Mühle. Wenn von den Getreidekörnern nur die Schalen abge¬
rieben werden, erhält man die Graupen. Werden sie in kleinere Stücke zerteilt,
so gewinnt man Grieß. Wenn aber die Mühlsteine das Getreide zu Staub zer¬
reiben, so entsteht das Mehl. Indem man dieses durch ein feines Sieb treibt,
werden die zerkleinerten Schalenteile abgesondert. Sie bilden die Kleie. Um
das nahrhafte Mehl leichter verdaulich zu machen, wird daraus Brot gebacken.
2. Im Backtrog. Aus Mehl und Wasser oder Milch wird ein Teig angerührt.
Ihm wird Hefe oder gärender Teig (Sauerteig) zugesetzt. Beide Gärungs¬
mittel bewirken Auflockerung und dadurch leichtere Löslichkeit des Gebäcks im
Magen. Durch ihre Einwirkung wird ein Teil des Mehls in Zucker ver¬
wandelt. Er wird in Alkohol und Kohlensäure zerlegt. Da die letztere
luftförmig ist und in dem zähen Teige nicht entweichen kann, bildet sie große
Blasen, die den Umfang des Teiges vermehren. Er „geht auf"!
3. Im Backofen. In der Hitze des Backofens verdampft der Alkohol. Die
Gärungserreger werden getötet. Das Brot erhält eine braune, klebrige und
süßschmeckende Rinde. Durch die Einwirkung der Wärme wird ein Teil des
Stärkemehls in Gummi und Zucker zerlegt. Die durch die Kohlensäure er¬
zeugten Blasen erscheinen als Löcher in der Krume des Brotes.
M. Bekleidungsstoffe.
I. Wie aus dem Flachse die Leinwand entsteht.
Ein Flachsstengel besteht aus einem holzigen Kerne, den eine starke Lage
Bast umgibt. Sie wird von einer Oberhaut bedeckt. Durch klebrige Stoffe sind
die drei Schichten verbunden. Um die zum Spinnen verwendbaren Bastfasern
zu erhalten, wird der Flachs geröstet. Man legt ihn in fließendes Wasser.
Dort verwesen die Klebstoffe. Durch das Brechen wird das Holz zerkleinert.
Beim Schwingen werden Holz- und Oberhautstückchen aus dem Flachse
herausgeschleudert. Ihre letzten Reste beseitigt das Hecheln. Das grobe
Werg wird mittels eiserner Kämme vom feinen Flachse gesondert. Während
das erstere beim Polstern Verwendung findet, verarbeitet das Spinnrad den
Flachs zu Garn. Aus ihm entsteht auf dem Webstuhle die Leinwand.
II. Wie aus der Leinwand das Papier entsteht.
Das beste Papier gewinnt man aus leinenen Gespinsten. Die Lumpen werden
durch Kochen in Seifenlauge gereinigt und dann durch scherenartig wirkende
Messer zerkleinert. Nachdem flüssiger Leim hinzugesetzt worden ist, gelangt
der entstandene Brei auf ein feines Drahtgewebe ohne Ende, das sich
langsam dreht. Durch die rüttelnde Bewegung verliert hier die flüssige
Papiermasse einen Teil des Wassers. Es sickert durch die Poren des Geflechts.