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Geschichte. 
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6. Joachim I., Nestor. Wie sein Vater, so zeichnete sich auch Joachim 
durch Gelehrsamkeit und Beredsamkeit aus. - Auf den Reichstagen mußte er 
oft im Namen aller Reichsfürsten sprechen; darum erhielt er den Beinamen 
Nestor. Als er den Thron bestieg, war er erst 15 Jahr alt. Deshalb wagte 
es ein Teil des Adels, das alte Raubritterleben wieder zu beginnen. Selbst 
unter den Hofleuten des Kurfürsten gab es Wegelagerer. Da zeigte sich der junge 
Fürst als strenger Herr. Trotz ihrer Drohungen ließ er die Raubgesellen durch 
seine Reiter fanget! und hinrichten. Bald herrschten Ruhe und Frieden im Lande. 
Damit auch die Vornehmsten in der Mark verklagt und gerichtet werden könnten, 
setzte er in Berlin das Kammergericht ein. Die von seinem Vater gegründete 
Universität in Frankfurt vollendete er. Für die Städte erließ er eine allgemeine 
Städteordnung. Handel und Verkehr erleichterte er durch die Einführung 
gleicher Münzen, Maße und Gewichte. Seine Gemahlin Elisabeth war die 
Tochter des Königs von Dänemark, der zugleich Herzog von Schleswig-Holstein 
war. Durch diese Heirat hatte er für sich und seine Nachkommen ein Anrecht auf 
Schleswig-Holstein erworben, falls die Herzöge dieser Länder aussterben sollten. 
7. Joachim II., Hektor. Wegen seiner Tapferkeit, die er in den Türken¬ 
kriegen bewiesen hatte, erhielt er nach einem trojanischen Helden den Beinamen 
Hektor. Bald nach seinem Regierungsantritt nahm er die evangelische 
Lehre an und empfing in Spandau das Abendmahl von einem evangelischen 
Geistlichen. Danach breitete er die neue Lehre in seinem ganzen Lande aus. 
Im Jahre 1537 schloß er mit dem Herzog von Liegnitz, Brieg 
und Wohlau einen Erbvertrag. Nach demselben sollten diese Länder 
an Brandenburg fallen, wenn das schlesische Fürstenhaus ansstlirbe. — Dies 
geschah 1675. Der Kaiser ließ es damals jedoch nicht zu, daß Brandenburg 
diese Länder in Besitz nahm und zog sie für sich ein. Später erhob Friedrich 
der Große Erbansprüche darauf und brachte sie durch die Schlesischen Kriege 
zur Geltung. — Im Jahre 1525 hatte Albrecht von Hohenzollern das Herzog¬ 
tum Preußen von Polen als Lehen angenommen. Ihm folgte sein geistes¬ 
kranker Sohn Albrecht II. in der Regierung. Deshalb sorgte Joachim von 
Brandenburg dafür, daß er von Polen die Mitbelehnung über Preußen erhielt 
[1569]. Dadurch erwarb er für sich und seine Nachkommen Erbyn- 
sprüche auf Preußen. Seine nächsten Nachfolger Johann Georg und 
Joachim Friedrich waren s ehr sparsam und mehrten den Wohlstand d es Landes. 
8. Johann Sigismund und Georg Wilhelm. Während der kurzen Re¬ 
gierung Johann Sigismunds wurde Brandenburg durch bedeutende Gebiete 
vergrößert. Seine Gemahlin war eine Nichte des Herzogs von Jülich-Kleve- 
Berg. Als derselbe ohne Kinder starb, wurde sein Land unter die Erben verteilt. 
Johann Sigismund erhielt Kleve sim heutigen Regierungsbezirk Düsseldorf, 
mit den Städten Kleve, Wesel und XantenP Mark sim Regierungsbezirk 
Arnsberg, mit den Städten Lippstadt, Soest und Paderbornj und Ravensberg 
sim Regierungsbezirk Minden, mit den Städten Herford und Bielefelds. Im 
Jahre 1618 starb Albrecht II., Herzog von Preußen. Sein Land fiel an 
Brandenburg. Durch die Vereinigung Preußens mit Brandenburg
	        
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