Fünfter Teil.
Deutschlands Welthandel und
Weltstellung.
I. Die Schätze des Welthandels und Deutschlands
Anteil.
Fast jedes Land der Erde liefert eigenartige Schätze auf den Weltmarkt.
Die Bedürfnisse der Menschen stimmen mehr überein und werden mit höherer
Kultur immer einheitlicher. So fehlt malichem Lande, was seine Bewohner be¬
dürfen. Die Kulturvölker haben sich an viele Bedürfnisse gewöhnt und wollen
diese befriedigen. Darum streben sie nach Reichtum. Der Handel hat die
Aufgabe, das Fehlende vorteilhaft einzukaufen und das Überflüssige vorteilhaft
zu verkaufen. Der Welthandel vermittelt den Güteraustausch der
Völker. Wichtige Handelsvölker sind die Engländer, Nordamerikaner,
Deutschen, Franzosen, Holländer, Belgier, Japaner und Chinesen.
Die Handelsgüter sind entweder Rohstoffe oder fertige Wareil. Letztere
sind ungeheuer mannigfaltig. Die Rohstoffe lasseil sich nach ihrer Verwendung
in Nahrungsmittel und gewerbliche Rohstoffe, nach ihrem Ursprünge
in pflanzliche, tierische und mineralische Rohstoffe teilen.
Nahrungsmittel (Genußmittel). Die wichtigsten Nahrungs- und Genuß-
nlittel, die das Pflanzenreich liefert, sind Getreide, Zucker, Kaffee,
Tee, Kakao, Wein, Obst, Ol mid Tabak. Das meiste Getreide können die
Vereinigten Staaten Nordamerikas, Rußland, Argentinien, Österreich-Ungarn,
Rumänien und Hinterindien (Reis) ausführen. Deutschland hatte i. I. 1908
eine Mehreillfuhr von Getreide im Werte von fast 700 Mill. Mark. In der
Gewinnung von Rübenzucker ist es dagegen das erste Land; i. I. 1908 führte
es für 180 Mill. Mark Rübenzucker aus. Rohrzucker liefern die Tropenländer.
Das wichtigste Kaffeeland ist Brasilien, das f der Welternte an Kaffee liefert.
Auch Mittelamerika (besonders Guateniala) unb Holländisch-Jndien (besonders
Java) sind wichtige Kaffeeländer. Deutscher Kaffee wird in Deutsch-Ost-
afrika (Usambara-Kaffee) gezogen. Doch mußte Deutschland 1908 für 160 Mill.
Mark an diesem Genußmittel einführen. Dell besten und meisten Tee liefern
China, Japan, Ceylon und Assam (in Vorderindien), den meisten Kakao
Venezuela und Ecuador. Deutscher Kakao wird in Kamerun und auf Samoa
gezogen. 1908 gab Deutschland für Tee 7, für Kakao 45 Mill. Mark ans. Wein
uild Obst bringt Delltschland zwar selbst in bedeutender Menge hervor; demwch
hatte es 1908 eine Mehreinfuhr von Wein und Trauben im Werte voll über 40
und von Obst und Südfrüchten im Werte von 120 Mill. Mark. Deil Bedarf