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Naturlehre.
IV
Zellwände, und die Stärkemehlkörner werden freigelegt. Der entstandene Brei
wird durch Leinwand gepreßt. In ihr bleibt der Zellstoff zurück. Die Stärkemehl¬
körner sammeln sich auf dem Boden des Gefäßes, während das Wasser den
oberen Teil anfüllt. Sie werden getrocknet und als Kartoffelmehl verkauft.
Stärke ist in kaltem Wasser nicht löslich. In warmem quellen die Stärkemehl¬
körnchen auf. Dadurch entsteht der Stärkekleister. Mit ihm „stärkt" die
Plätterin die Wäsche. Buchbinder uub Tapezierer benutzen ihn als Klebstoff.
Rohe Stärke können nur Tiere verdauen. Wir führen sie unserm Körper in
den Backwaren (©. 126) und Mehlspeisen zu. Mund- und Bauchspeichel ver¬
wandeln sie in Zucker. Er wird durch das Blut den Muskeln zugeführt. Beim
„Keimen" wird das Stärkemehl der Samenkörner in Zucker umgesetzt.
3. Der Zucker, a) Gewinnung. Zucker findet sich in den Früchten,
Stengeln und Wurzeln mancher Pflanzen. (Frucht-, Trauben- oder Stärke-
zucker.) Die Milch der Säugetiere enthält Milchzucker. Aus dem Safte des
Zuckerrohrs und der Zuckerrübe stellt man in den Zuckerfabriken Rohr- oder
Rübenzucker her.
Die gereinigten Rüben werden in Streifen zerschnitten. Durch Auslaugen
der Schnitzel gewinnt man den Zuckersaft. Er enthält Säuren und Farbstoffe.
Um sie zu beseitigen, wird der „Dünnsaft" mit Kalkmilch gekocht. Der Kalk
verbindet sich mit den Säuren und scheidet sich in Form einer Decke auf dem
geklärten Safte ab. Nach ihrer Entfernung filtert man den Saft durch Knochen¬
kohle. Dadurch wird er entfärbt. In luftverdünnten Gefäßen wird er einge¬
dampft. Aus dem „Dicksafte" scheidet sich der Rohzucker in Form von kleinen
Kristallen ab. Sie werden durch Schleudermaschinen (Zentrifugen) von dem
nicht kristallisierten „Sirup" getrennt. In „Raffinerien" wird der Rohzucker
noch einmal geschmolzen und durch Knochenkohle gereinigt. Füllt man ihn in
kegelförmige Formen, so erhält man die „Zuckerhüte". Auch der Würfelzucker
wird aus flüssigem Zuckersäfte geformt. Rübenschnitzel verwendet man als
Viehfutter.
b) Verwendung. Aus einer gesättigten Zuckerlösung scheiden sich bei lang-
samem Verdunsten große Kristalle ab. (Kandiszucker.) Bei schneller Ver¬
dampfung entstehen die kleinen Kristalle des Farinzuckers. Wird ein Stück
Zucker erwärmt, so schmilzt es. Schüttet man die Flüssigkeit auf ein mit Dl
bestrichenes Blech, so erstarrt sie zu dem glasartigen Bonbon. Erhitzt man
geschmolzenen Zucker, so wird er braun. Wasserdampf und brennbare Gase
entweichen. Er muß also dieselben Grundstoffe wie Leuchtgas und Wasser
enthalten. Welche?
Zucker ist leicht löslich und verdaulich. Magen und Darm führen ihn dem
Blute sehr bald zu. Deshalb dient er bei körperlichen Anstrengungen als schnell
wirkendes Kräftigungsmittel. Überschüssiger Zucker wird in Fett verwandelt.
Mit stärke- und zuckerhaltigem Futter mästet man die Haustiere. Mit dem ein¬
geatmeten Sauerstoff verbindet sich der Kohlenstoff des Zuckers zu Kohlensäure,
sein Wasserstoff zu Wasser. Durch diese Verbrennung wird Körperwärme
erzeugt. Zucker ist ein kraft- und wärmespendendes Nahrungsmittel.