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z. B. Neapel und New-Hork, Berlin und die kalte Südspitze von Kamtschatka,
Mainz und Neu-Foundland zc.
3) Jede Zone, ja schon jedes größere Land hat eigenthümliche Pflanzen
und Thiere. Da, wo die größte Wärmeentwickeluug stattfindet, also in der
heißen Zone, entfalten sich bei der nöthigeu Feuchtigkeit die Pflanzen in
außerordentlicher Ueppigkeit und Pracht; es gibt hier die höchsten und präch-
tigsten Bäume mit riesigen Blättern und herrlichen Früchten, wie z. B. die
Palmen, der Brotfruchtbaum, der Gummibaum zc. Riesige Gräser, die stärk-
sten Gewürze, die feinsten Holzarten, die buntesten Blumen zc. wachsen in
Hülle und Fülle. Das Grünen und Blühen und Früchtetreiben nimmt das
ganze Jahr kein Ende. Auch die riesenhaftesten, prächtigsten, stärksten
und reißendsten Thiere leben hier, wie Löwen, Tiger, Elephanten, Strauße zc.
Die Vögel sind am schönsten und prächtigsten gefiedert, wie Kolibri, Papa-
geien zc. Bei uns nimmt die Mannigfaltigkeit, Größe und Schönheit bei
Pflanzen und Thieren schon bedeutend ab, und gar in der kalten Zone ist nur
noch kümmerlicher Pflanzenwuchs zu finden. Es gedeihen da unsere Bäume
und Getreidearten nicht mehr. Zwergkiefern und Zwergbirken bleiben sehr
klein, und nur Moose und Flechten bedecken im günstigsten Falle den Boden.
Ten größten Theil des Jahres aber hält die Natur einen langen, starren Winter-
schlaf. Auch Thiere gibt es nur wenige; sie sind zwar nicht klein, aber ihre
Farben sind matt, gewöhnlich weiß oder schwarz. Tie Hausthiere beschränken
sich nur auf wenige Arten.
4) Für die geistige EntWickelung des Menschen ist das gemäßigte Klima am
geeignetsten. Tie gemäßigten Zonen sind daher der Wohnsitz der Kultur; fast
fämmtliche großen Männer und die berühmtesten Völker der Erde leben hier
oder haben hier gelebt. - Tie Menschen der heißen Zone sind schwach, schlaff, träge
und wenig geistig entwickelt; die große Sonnenhitze lähmt die Spannkraft des Kör-
pers und macht die Menschen sür jede höhere Ausbildung unfähig. — In der kalten
Zone führt der Mensch einen unglücklichen, verzweiflungsvollen Kampf mit der
Natur, einen Kampf auf Leben und Tod. Mit übernatürlicher Anstrengung
schafft er Lebensmittel, aber nur um sich vor dem Hungertode, vor dem drücken-
den Elende während der langen, dunklen, eisigen Wintertage schützen zu können.
Er hat daher keine Zeit zu einer höheren Eivilisation.
Wann hat die nördliche, wann die südliche gemäßigte Zone Tag- und
Nachtgleiche? Sind die Winter unter den Wendekreisen gerade so lang und
kalt als unter den Polarkreisen? In welcher Zone wohnen wir? Welche
Uebergangsjahreszeiten haben wir? Welche Jahreszeit haben die Bewohner
der südlichen gemäßigten Zone, wenn wir hier Frühling haben? Wenn wir
nach Norden fahren, kommen wir in welche Zone? Welche Zone nimmt den
größten Raum ein? Welcher Zone gebührt als Wohnort der Vorzug? Wa-
rnm? Welches ist die gesundeste Zone? In welcher Zone leben viele reißende
und schädliche Thiere? In welcher Zone bleiben die Laubwälder immer grün?
Welches sind bei uns die wichtigsten Pflanzen und Thiere? Ist es vortheil-
Haft für ein Land, wenn dessen Bewohner nicht die Wälder schonen? Wißt
ihr Völker zu sagen, die durch saft gänzliche Ausrottung der Wälder ihren
Ländern großen Schaden zufügten? Welchen Einfluß hat der Wald auf die
Fruchtbarkeit des Bodens?
§. 15. Won den Winden.
Lesebuch I. Nr. 295. Die Lust.
Nr. 298. Die Lusterscheinungen.
Der Wind ist eine Luftströmung, hervorgerufen durch die ungleiche Er-
wärmung der Erdoberfläche und das Bestreben der Atmosphäre, das m ihr
gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen. Man benennt den Wind nach der
Himmelsgegend, aus der er weht, Ostwind, Westwind zc. Nach ihrer Stärke
theilt man die Winde ein in Winde, Stürme und Orkane. Ein starker