Object: Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern

72 
unvergeßlich. Sein Gebiet liegt zerstreut und zerfällt in drei 
größere und mehrere kleinere Theile, umfaßt 66 □ Meilen 
und hat mehr als \ Million meist lutherischer Bewohner. 
Der eine größere Theil wird von der Elster, der andere von 
Saale und Ilm, der dritte von der Werra, Hörsel mit 
Neffe durchflossen. Von den kleinern Theilen sind Allstedt, 
Oldisleben, Ilmenau, Ostheim bemerkenswerth. Früher war 
das Land kleiner und nur ein Herzogthum. Nach dem Con- 
gresse zu Wien aber erhielt Carl August die Großherzog¬ 
liche Würde nebst einer Vergrößerung seines Landes, welche 
größtentheils der König von Preußen von den ihm zugetheil¬ 
ten Ländern abgab. Dieser hochgebildete Fürst, welcher die 
Zierden deutscher Poesie und Literatur um sich sammelte, 
war auch der erste deutsche Fürst, welcher durch Liebe zur 
Bürgerschaft sich auszeichnete und sein Volk mit einer stän¬ 
dischen Verfassung (5. Mai 1816) beglückte. 
Rastlos für Menschenglück 
Stand er im Mißgeschick 
Ein deutscher Held. 
Schwertes- und Leierklang 
Schlachtruf und Dlchtersang 
Früh ihm zum Herzen drang; 
Ihn preist die Welt. 
Fester als Marmors Pracht 
Baut ihm des Sanges Macht 
Ein Heiligthum. 
Wo Goethes Lied erklingt, 
Schiller zum Herzen dringt, 
Wo Wieland, Herder singt. 
Da tönt sein Ruhm. 
Ueber ihn führte seine Mutter, die treffliche Herzogin 
Anna Amalie mit Ruhm bis 1775 die Vormundschaft. 
Von da regierte er selbst (geb. 1757 d. 3. Sept) zum Ruhme 
seines Landes bis zum Jahre 1828, wo er in Graditz bei 
Torgau den 25. Juli starb. Jetzt regiert sein Sohn der 
Großherzog Karl Fried er ich. 
Das Land ist zum Theil bergig, meist aber wellenför¬ 
miges und fruchtbares Hügelland. Haupt- und Residenzstadt 
ist Weimar, sie hat über 12,000 Einw., liegt an der Ilm 
in einem von kleinen Bergen und Hügeln umkreisten, tiefen 
Thale. Die Stadt ist in neuerer Zeit sehr verschönert und 
durch breite, regelmäßige Straßen, wie durch ansehnliche Ge¬ 
bäude geschmückt worden. Sie ist der Geburtsort des frucht¬ 
baren Schauspieldichters Kotzebue (geb. 1771 -f zu Mann¬ 
heim 1819). Das herzogliche Schloß liegt an der Ilm, über 
welche hier die Schloßbrücke führt, und ist nach dem Brande 
von 1774 in einem einfachen, aber geschmackvollen Stiele neu 
ausgeführt und mit dem Baue der griechischen Schloßkapelle 
beendigt worden. An das Schloß stößt der reizende, mit 
mannigfachen Anlagen geschmückte, und von der Ilm durch¬ 
flossene Park. In der Nähe des Schlosses liegen die Haupt¬ 
wache, das Fürstenhaus und di-c reich ausgestattete Bibliothek. 
Zwei nennenswerthe Anstalten hat noch die Stadt, das große
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.