§ 30. Friedrich II., der Große. 
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D. Der Siebenjährige Krieg (1750—63). 
1. Ursache. Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nichi 
verschmerzen. Eifrig suchte sie Bundesgenossen gegen Preußen. Die Kai¬ 
serin Elisabeth von Rußland und die allmächtige Geliebte des Königs von 
Frankreich, die Marquise von Pompadour, waren durch Friedrichs Spöttereien 
seine erbitterten Feindinnen geworden und schlossen sich an Österreich 
an. Dasselbe thaten aus Mißgunst die meisten deutschen Fürsten, vor 
allen der Kurfürst von Sachsen, der auch König von Polen war; auch 
Schweden schloß sich diesem gewaltigen Bunde an. Im Jahre 1757 wollte 
man von allen Seiten über Preußen herfallen und seinen großen König 
wieder zum Markgrafen von Brandenburg erniedrigen. Friedrich erhielt 
Kunde von diesem Plane und kam seinen Feinden zuvor. Sein einziger 
Verbündeter war der König von England. 
2. 1756 zog er plötzlich nach Sachsen, besetzte es und schloß das säch¬ 
sische Heer bei Pirna ein. Ein österreichisches Heer, das unter Browne 
(Braun) zum Entsätze der Sachsen heranzog, wurde bei Lowositz an der 
Elbe geschlagen, und die Sachsen mußten sich ergeben. — Der Kaiser sprach 
über Friedrich als einen Friedensbrecher die Acht aus; aber dieser veröffent¬ 
lichte zu seiner Rechtfertigung die in Dresden gefundenen Urkunden, die 
jenen geheimen Bund betrafen. 
3. Im Frühjahr 1757 fiel Friedrich in Böhmen ein, und seine Heere 
vereinigten sich bei Prag, in dessen Umgebung die Österreicher Stellung 
genommen hatten. General Schwerin wollte den ermatteten Soldaten 
einen Ruhetag gönnen; aber Friedrich sprach: „Frische Fische, gute Fische!" 
Und so begann sogleich, am 6. Mai, der preußische Angriff auf die stark 
verschanzten Anhöhen, auf denen die Feinde standen. Sumpfige Wiesen 
hemmten die Preußen am Vordringen; die feindlichen Geschosse rissen furcht 
bare Lücken, und die Reihen kamen ins Wanken. Da ergriff der dreiund- 
siebzigjährige Schwerin eine Fahne, stellte sich an die Spitze eines Regiments 
und rief: „Heran, meine Kinder!" Fünf Kugeln streckten ihn nieder. Aber 
die Soldaten beseelte neuer Mut. Friedrich durchbrach die feindlichen 
Reihen, und nach schweren Verlusten war endlich der Sieg errungen. Prag, 
von den geschlagenen Österreichern besetzt, wurde belagert. Da rückte der 
schlaue Daun mit einem Entsatzheere heran. Friedrich zog ihm entgegen, 
und bei Kollin (östl. v. Prag) kam es am 18. Juni zur Schlacht. An¬ 
fangs waren die Preußen siegreich. Friedrich meinte, die schon wankenden 
Reihen der Feinde würden wenig Widerstand mehr leisten. Er ließ seinen 
linken Flügel ohne genügende Unterstützung. Seinen Truppen gingen 
Pulver und Blei aus. sie wurden vollständig geschlagen. Aber der König 
verzagte nicht und suchte den gesunkenen Mut seiner Soldaten zu heben, 
indem er zu ihnen sprach: „Kinder, ihr habt heute einen schweren Tag ge¬ 
habt; aber ich will alles wieder gut machen!" Er zog sich mit seinem ge¬ 
schwächten Heere nach Sachsen zurück. Hier erhielt er noch andere traurige 
Nachrichten: Die Russen waren siegreich in Preußen vorgedrungen, und
	        
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