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3. Nahrung. Die Nahrung der Sumpfschildkröte besteht in Regenwürmcrn,
Wasserküfern, Schnecken, Fischen, Wasserpflanzen rc. Zähne hat die Schildkröte nicht;
aber der scharfe Unterkiefer greift in den gefalzten Oberkiefer wie die Klinge eines
Taschenmessers in die Schale. Mit dieser Waffe wagt sich die Schildkröte selbst an
größere Fische und beißt sie in den Unterleib, bis sie endlich matt werden. Dann ver¬
zehrt sie dieselben bis auf die Gräten. Sobald zum Winter die Nahrung anfängt
zu mangeln, verkriecht sie sich im Schlamme und hält wie die Frösche, Schlangen,
Eidechsen rc. einen Winterschlaf.
4. Vermehrung. Ende Mai geht die Schildkröte abends ans Land, um Eier zu
legen. Die Jungen kriechen im Juni aus und sind kaum so groß wie eine Walnu߬
schale.
118. Der Fkustaak.
1. Der Körper des Aales ist schlangenartig. Auch die schlängelnde Bewegung
beim Schwimmen erinnert uns lebhaft an eine Schlange. Die Schuppen, welche sich
nicht decken, sind sehr klein und in der dicken, schleimigen Haut versteckt. Die Bauch¬
flossen fehlen. Die Brustflossen sind kurz und Rücken-, Schwanz- und Afterflosse zu
einem schmalen Saume verwachsen. Auch die Kiemendeckel (S. 269) fehlen dem Aale.
Statt derselben hat er am Grunde jeder Brustflosse nur eine kleine Kiemcnspalte,
welche durch eine enge Röhre in die Kiemenhöhle führt. Durch diese Einrichtung sind
die Kiemen vor dem zu schnellen Austrocknen geschützt, und daher ist es erklärlich, daß
der Aal auch längere Zeit außerhalb des Wassers zubringen kann. So erzählt man,
daß er zuweilen auf Wiesen und Erbsenfelder schleiche, um Regenwürmer und
Schnecken zu sangen.
2. Nahrung. Der Aal ist ein nächtlicher Raubfisch. Am Tage liegt er meistens
im Schlamme oder in Uferhöhlen verborgen, oft mit vielen andern seinesgleichen zu
großen Klumpen vereinigt. Sobald aber der Abend dämmert, geht er auf Raub aus.
Dann schnappt er nach kleinen Fischen, Würmern, Fischlaich rc. Mit Vorliebe frißt
er Aas. Ins Wasser geworfene Hundeleichen wimmeln zuweilen geradezu von Aalen.
Da er einen sehr geschmeidigen, schlüpfrigen Körper hat, so zwängt er sich bei seiner
Jagd nach Nahrung oft durch die engsten Ritzen und Löcher und gerät so nicht selten
in Wasserleitungen, Pumpen rc
3. Wanderung. Der Aal ist ein rechter Wanderbursch. Sein Wandertrieb wird
dadurch hervorgerufen, daß er nur im Meerwasser laicht. Sobald er erwachsen ist,
tritt er seine Reise aus den Flüssen ins Meer an. Diese Wanderungen finden
namentlich in den stürmischen, finstern Nächten vom Oktober bis Dezember statt.
Die Aale, welche im Meere ihren Laich abgesetzt haben, kehren nicht wieder in die
Flüsse zurück.
Die Jungen dagegen wandern im nächsten April die Flüsse hinauf. Sie sind
anfangs so groß wie ein Regenwurm. In dichten Zügen ziehen sie nahe am Ufer
entlang, so daß man sie mit Eimern fangen kann. Alle Hindernisse, z. B. Schleusen,
Wasserfälle rc., werden überwunden, und wenn auch Tausende dabei den Tod finden,
es bleiben immer noch genug übrig. Selbst der Rheinfall bei Schasihausen soll sie
nicht hindern können, ihren Weg nach dem Bodensee fortzusetzen.
119. Der FluMrebs.
1. Aufenthalt, Körperbau und Nahrung. Der Flußkrebs lebt bei uns überall
in langsam fließenden, schlammigen Gewässern. Obgleich von Kopf bis zu Fuß stark
bepanzert, hält er sich aus Furcht vor seinen Feinden (Aal, Fischotter rc.) am Tage
doch in Userlöchern verborgen. Erst am Abend wagt er sich hervor, um seine Nah¬
rung zu suchen. Aber sieh, wie langsam er trotz seiner zehn Füße dahin marschiert!
Realienbuch. B. 17