Full text: Realienbuch (Teil 3)

it Erdkunde. II 
und Trockenheit werden jene Länder aber vom Wassermangel bedroht. Dann geben die Seen an die 
Slüsse von ihrem Vorrate ab. So regeln sie also den Wasserstand der Apenströme. 
5. Der Mensch in den Alpen. ) Wege. Die Flußtäler bilden in allen 
Gebirgen die natürlichen Wege. Da die Alpen viele Täler besitzen, sind sie ein 
sehr wegsames Gebirge. Die breiten Längstäler zeichnen sich durch gute Be— 
wässerung und infolge der tiefen Lage durch ein mildes Klima aus. Sie sind daher 
zum Teil recht fruchtbar und dicht bevölkert. Zahlreiche Orte liegen aber auch in 
den Quertälern, die sich von den Längstälern abzweigen. Dort, wo sich zwei 
Quertäler von Norden und Süden nähern, befindet sich im Kamme oft eine Ein— 
senkung. hier kann man das Gebirge am leichtesten überschreiten (passieren“); 
deshalb hat man diese „Pässe“ vielfach zur Anlage von Kunststraßen benutzt 
(St. Gotthard, St. Bernhard). Gegenwärtig haben die Straßen freilich an Bedeutung 
verloren; Eisenbahnen sind vielfach an ihre Stelle getreten. So ist Italien mit 
Frankreich durch die Mont Cenis-(pr.: mong ßöni) und die Simplonbahn, mit Deutsch— 
land durch die St. Gotthard- und die Brennerbahn, mit Osterreich durch die Semmering— 
bahn verbunden. Während der Semmering- und der Brennerpaß so tief liegen, daß 
man die Eisenbahn über sie hinweg führen konnte, sind durch den St. Gotthard, den 
Simplon und den Mont Cenis lange Tunnel geschlagen worden. 
b) Erwerbsquellen. Wie in allen Gebirgen, nimmt auch in den Alpen der 
Pflanzenwuchs mit der höhe ab (warum?). In den tiefliegenden Cälern wird überall 
Ackerbau getrieben. Auch die unteren Teile der Berghänge sind vielfach noch mit 
Feldern bedeckt. Auf den rauheren, nach Norden gerichteten Abdachungen reichen sie bis 
in höhen von 1000 m, auf den sonnigen, südlichen Abhängen sogar bis zu 1500 mw. 
Da die Täler der südlichen Kalkalpen gegen die kalten Nordwinde geschützt sind, den 
warmen, feuchten Südwinden aber ungehindert Zutritt gewähren, gedeihen dort auch 
Wein und Obst in großen Mengen. 
An die äcker schließen sich dichte Laub- und Nadelwälder an, in denen viele 
Leute als Waldarbeiter tätig sind. Während des langen Winters beschäftigen sich 
die Bewohner an zahlreichen Orten mit der herstellung kunstvoller holzschnitzereien. 
In den höhen über 1800 inm findet sich nur noch dürftiges Knieholz, zwischen dem 
die niedrigen Büsche der Alpenrosen in ihrem roten Blütenschmucke hervorleuchten. 
Auf ausgedehnten Wiesen blühen duftende Alpenkräuter ohne Sahl. Diese „Almen“ 
dienen der Vieh- und heuwirtschaft. Die unwirtlichen höhen, die über die Almen 
aufragen, werden selten von eines Menschen Fuße betreten. Nur Gems- und Adler— 
jäger, sowie unerschrockene Freunde der Bergwelt erklettern mühsam die steilen hänge. 
Auf den Almen (s. Abb. S 45) finden während des kurzen Sommers Kinder und SZiegen 
gute Weide. Im Juni, wenn der Schnee geschmolzen ist, wird das Vieh aus den Tälern auf die 
Berge getrieben. Der Tag des Auszuges ist zugleich ein Tag der Freude. Die Tiere werden mit 
Blumengewinden geschmückt, und mit Gesang und Scherz gibt ihnen jung und alt das Geleite. Auf 
den höhen weilt den Sommer über ein Bursche (Senner) oder ein Mädchen GSennerin) allein mit 
dem Vieh. Ihre Wohnung, die Sennhütte, ist ein einfaches holzhaus, das sich auf einem 
steinernen Unterbau erhebt. Das breite Dach ist mit Schindeln gedeckt und mit Steinen beschwert, 
damit es vom Sturme nicht fortgetragen werden kann. Aus der Milch der Uühe und SZiegen 
bereitet man Butter oder Käse (Schweizerkäse). Selten spricht in der Sennhütte ein Besuch vor 
(Jäger, Wurzelgräber, Bergsteiger). Alle 8—14 Tage kommt jedoch aus dem Tale ein Unecht 
herauf, der frische Nahrungsmittel bringt und Butter oder Käse abholt. Siehen Anfang September 
die Herbststürme mit ihren Schneeschauern über die Höhen, dann wird die heimkehr angetreten.
	        
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