Full text: Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit (Teil 5)

Friedrichs des Trotzen Jugend. 47 
Wie er auf stetige Vermehrung der Bevölkerung bedacht war, Hand¬ 
werker jeder Art unter mancherlei Begünstigungen in sein Land rief, Aus¬ 
wanderung dagegen als Desertion auf das strengste verbot, so war er an¬ 
dererseits bemüht, das Geld im Lande zu behalten; Waren, die in Preußen 
erzeugt werden konnten, sollten nicht aus dem Auslande bezogen werden. 
So schloß er denn zum Schutze des einheimischen Gewerbes eine Reihe Gewerbe, 
fremder Fabrikate aus, andere belegte er mit hohen Einfuhrzöllen. Zum 
Besten der märkischen Tuchindustrie verbot er die Ausfuhr von Wolle, 
ebenso das Tragen ausländischer Kleiderstoffe. Den Binnenhandel, 
z. B. auf Elbe und Oder, beförderte er, während er die Kolonie Groß- 
Friedrichsburg verkaufte. 
Höhere Bildung blieb ihm ebenso fremd wie der Gedanke der Freiheit 
der Wissenschaft; den Hallischen Philosophen Wolff wies er aus Preußen 
aus, weil seine Lehre staatsgefährlich sei. Dagegen erkannte er den Nutzen 
des elementaren Unterrichts: er hat die Schulpflicht für die Kinder vom Allgemeine 
Schulpflichl. 
sechsten bis zum zwölften Jahre eingeführt und eine Menge von Volks¬ 
schulen auf dem Lande gegründet. 
Am 31. Mai 1740 starb der König, der schon seit Jahren an der Gicht 
gelitten hatte, zu Potsdam. 
6. Das Zeitalter Friedrichs des Großen. 
1741—1786, 
Friedrichs des Groften Jugend. 
§ 42. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 im Berliner Schlosse ge- ^Januar 
boren. Seine Mutter war eine welfische Prinzessin, SophieDorotheci 
von Hannover. Seiner Erziehung, die einem wegen seines hugenottischen Jugend. 
Glaubens aus seinem Vaterlande ausgewanderten Franzosen, Duh an de 
Jandun, und zwei Offizieren, dem bejahrten General Grafen Fincken- 
stein und dem Obersten von Kalkstein, anvertraut wurde, legte der 
königliche Vater eine Instruktion zugrunde, wonach er zu einem guten 
Christen, zu einem guten Wirte und zu einem tüchtigen Soldaten erzogen 
werden sollte. Indessen entwickelte sich in dem Kronprinzen bald eine 
seinem Vater sehr unerwünschte Neigung zur schönen Literatur, zur Musik, 
besonders dem Flötenspiel, und zum verfeinerten Genuß des Lebens, wäh¬ 
rend er gegen die militärischen Übungen einen entschiedenen Widerwillen
	        
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