Full text: Realienbuch (Teil 3)

l Geschichte. 25 
ein, eroberte die feste Eresburg am Teutoburger Walde und stürzte die Irminsäule, die 
nach der Meinung der Sachsen das himmelsgewölbe trug. (Er und Irmin sind Namen 
für Tiu.) Die Irminsäule war „ein in die höhe gerichteter Baumstamm von nicht 
geringer Größe“. Nahe bei ihr wurden in einem Gebäude kostbare goldene Geräte 
aufbewahrt, die den Franken zur Beute fielen. — Als nach einigen Jahren viele häupt— 
linge der Sachsen zur Unterwerfung und Annahme des Christentums gezwungen worden 
waren, hielt Karl den Widerstand für gebrochen. Er verbot den Sachsen bei schwerer 
Strafe, den Göttern Menschen zu opfern und nach heidnischer Sitte die Leichen zu ver— 
brennen. Zugleich setzte er angesehene sächsische Edelinge zu Grafen ein, sandte christliche 
Priester in das Land und führte den „Zehnten“ der Feldfrüchte und des Viehes ein. 
Zu gleicher Zeit ließ er feste Burgen bauen, in die er fränkische Besatzungen legte. 
Einige Jahre später bot er den sächsischen Heerbann zu einem Kriege auf. Die Sachsen 
jedoch, erbittert darüber, daß Karl ihnen Christentum und fränkische Gesetze aufgedrängt 
hatte, und daß sie ihm heerfolge leisten sollten, überfielen unter Führung ihres 
tapfern und verschlagenen herzogs Widukind am Süntelgebirge ein fränkisches heer 
und vernichteten es. Die christlichen Priester wurden erschlagen oder verjagt, die 
neugegründeten Kirchen dem Erdboden gleichgemacht. Zur Strafe ließ Karl eine 
große Zahl gefangener Sachsen bei Verden an der Aller hinrichten. Da aber erhob 
sich das ganze Sachsenvolk, und der wilde Krieg entbrannte von neuem. Nachdem 
Karl jedoch noch zwei blutige Siege erfochten hatte, verzweifelte Widukind an den 
alten Göttern und ließ sich taufen. Um weitere Aufstände unmöglich zu machen, führte 
Karl 10000 Sachsen von der Elbe weg und siedelte sie in Süddeutschland an. Die 
Kämpfe dauerten trotzdem fort, und erst nach 32 jähriger Kriegszeit waren die Sachsen 
völlig unterworfen. Die Bistümer Münster, Osnabrück und Paderborn, die Karl im 
Sachsenlande gegründet hat, bestehen noch heute. 
b) Langobardenkrieg. Karl hatte anfänglich mit seinem Bruder Karlmann 
gemeinsam über die Franken geherrscht. Nachdem Karlmann gestorben war, verlangte 
seine Witwe für ihre beiden Söhne Anteil an der Regierung. Da Karl ihr nicht will— 
fahrte, wendete sie sich an ihren Vater, den König der Langobarden. Dieser forderte 
den Papst auf, die beiden Knaben zu Frankenkönigen zu salben und bedrohte ihn, 
als er sich weigerte. Um dem Papste beizustehen, eilte Karl mit einem heere nach 
Italien und nahm Pavia, die Hhauptstadt des Langobardenreiches, ein. Der besiegte 
König wurde gefangen und sein Land dem Frankenreiche einverleibt. 
o) Krieg mitden Mauren. In dem mohammedanischen Keiche auf der Pyrenäen⸗ 
halbinsel (8. 20) waren Streitigkeiten ausgebrochen, und Karl wurde von einem ver— 
triebenen Maurenfürsten um hilfe gebeten. Da zog er mit einem kleinen heere über 
die Pyrenäen, mußte aber bald vor der großen Übermacht der Feinde wieder um— 
kehren. Auf dem Rückzuge wurde die Nachhut der Franken von den Mauren über— 
fallen und vernichtet. Dabei verlor einer der tapfersten helden des fränkischen Heeres, 
Markgraf Roland, sein Leben. Später kehrte Karl mit größerer heeresmacht wieder 
zurück, besiegte die Araber und dehnte sein Reich bis an den Ebro aus (spanische Marh). 
MUnterwerfung Bayerns. Der herzog von Bayern suchte sich und sein Land 
vom Frankenreiche unabhängig zu machen und lehnte sich mehrmals gegen KRarl auf. 
Er wurde unterworfen und mußte mit seiner Familie in ein Kloster gehen. 
Nämpfe mit Avaren, Sorben und Dänen. An den Ufern der Donau 
und Theiß wohnten die Avaren, ein den hunnen verwandtes Reitervolk. Da sie 
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