Full text: Realienbuch (Teil 3)

Geschichte. 35 
6. Kampf mit Rudolf von Schwaben. Trotzdem sich heinrich mit dem Papste 
versöhnt hatte, setzten ihn die deutschen Fürsten ab und wählten den herzog Rudolf von 
Schwaben, der besonders von den Sachsen unterstützt wurde, zum Kaiser. Auch der Papst 
begünstigte die Wahl und sprach den Bann zum zweiten Male über heinrich aus. Aber 
jetzt fand dieser in Deutschland zahlreiche Anhänger. Besonders die Städte und die kleinen 
Vasallen (der niedere Adeh) waren auf seiner Seite. Nach mehrjährigem Bürgerkriege verlor 
Rudolf in einer Schlacht (in der Nähe von Merseburg) die rechte Hand und erlag der 
Verwundung (1080). Sterbend soll er gesagt haben: „Das ist die Hand, mit der ich dem 
König heinrich Treue geschworen habe.“ Er liegt im Dome zu Merseburg begraben, 
wo die vertrocknete rechte Hand noch heute gezeigt wird. — Das herzogtum Schwaben 
gab heinrich an Friedrich von Staufen, der ihm gegen Rudolf tapfer beigestanden hatte. 
7. Gregors Tod. Einige Jahre darauf zog heinrich mit heeresmacht nach Rom, 
setzte einen neuen Papst ein, ließ sich von ihm krönen und belagerte Gregor VII. in der 
Engelsburg. Da kam diesem aber der herzog der Normannen (5. 26), die in Süditalien 
ein Reich gegründet hatten, mit einem großen heere zu hilfe, so daß Heinrich sich 
zurückziehen mußte. Die Normannen befreiten Gregor VII. und führten ihn mit sich nach 
Ssüditalien. Dort starb er im folgenden Jahre mit den Worten: ,Ich habe die Gerechtig— 
keit geliebt und die Ungerechtigkeit gehaßt; darum sterbe ich in der Verbannung!“ 
8. heinrichs Lebensende. In Deutschland erwarteten den Kaiser neue Kämpfe; 
denn ein neuer Gegenkaiser war gewählt worden. Nachdem dieser besiegt war, empörte sich 
heinrichs ältester Sohn. Er unterlag jedoch ebenfalls und starb bald darauf. Der 
traurige Bürgerkrieg hörte aber nicht auf; denn nun erhob auch der zweite Sohn des Kaisers 
(Heinrich V.) die Waffen gegen seinen Vater. Ehe der Kampf entschieden war, starb 
heinrich IV., 56 Jahre alt. Weil er bis an seinen Tod im päpstlichen Banne ge— 
wesen war, blieb seine Leiche fünf Jahre an ungeweihter Stätte. Dann erst erfolgte 
die Beisetzung im Dome zu Speyer. — heinrich IV. war ein bedeutender herrscher 
und ein gewandter Staatsmann, der auch in der schlimmsten Lage sich noch zu helfen 
wußte. Die heftigkeit seiner Jugend war bald ernster Selbstbeherrschung und ver— 
zeihender Milde gewichen. 
9. Ende des Investiturstreites. Unter heinrich V., dem letzten Kaiser aus dem 
fränkischen Hause, wurde der Streit um die Investitur der Bischöfe auf friedlichem Wege bei— 
gelegt. Von nun an erfolgte die Wahl des Bischofs von den Geistlichen der Domkirche. Der 
Kaiser belehnte den Gewählten dann mit dem Zepter, dem Zeichen der weltlichen Macht, und 
hierauf fand die kirchliche Weihe durch den Papst statt. 
0) Die staufischen Kaiser. 
I. Sriedrich J. 1152 - 190. 
1. hohenstaufen und Welfen. Nach heinrichs V. Tode wählten die Fürsten den 
herzog Lothar von Sachsen zum Kaiser. Er vermählte seine einzige Tochter mit 
dem Herzog heinrich dem Stolzen von Bayern, der dem hause der Welfen angehörte und 
gab seinem Schwiegersohne sein eigenes Stammland Sachsen, so daß dieser nun zwei große 
herzogtümer beherrschte. Im Bunde mit ihm machte Raiser Lothar den hohenstaufischen 
Brüdern Friedrich von Schwaben und Konrad von Franken große Landgebiete streitig, die 
sie von dem erloschenen fränkischen Kaiserhause geerbt hatten. Damit begann ein langer, 
verderblicher Kampf zwischen den mächtigen Fürstenfamilien der Hhohenstaufen und der 
Welfen. Durch ihn wurde die Macht Deutschlands lange Zeit gelähmt, während das Papst—
	        
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