Full text: Realienbuch (Teil 3)

Geschichte. 
stimmt. Friedrich mußte aber in Küstrin bleiben 
und an der Kegierungsbehörde, der „Kriegs- und 
Domänenkammer“, fleißig arbeiten, damit er die 
Verwaltung des Landes genau kennen lernte. Der 
sehr tüchtige Vorsteher der Kammer wies ihn darauf 
hin, von welcher Wichtigkeit der Besitz des frucht— 
baren und gewerbfleißigen Schlesiens, sowie die 
ungehinderte Schiffahrt auf der Oder für Branden— 
burg und Pommern sein würde. 
3. Versöhnung mit dem Vater. Nach ein— 
einhalb Jahren nahm der König den Prinzen wieder 
in Gnaden auf. Er durfte zur hochzeit seiner 
Schwester nach Berlin kommen und wurde zum Oberst 
eines Infanterieregiments ernannt. Die Zeit in 
Küstrin war eine harte Schule für den Prinzen 
gewesen. Als sein Vater ihm bald darauf die 
Prinzessin Christine von Braunschweig, eine Ver— Sriedrich der Große. 
wandte des Kaisers, zur Gemahlin bestimmte, fügte 
er sich schweigend, wenn auch mit tiefem Schmerze. Um das Lob des Königs zu ver— 
dienen, widmete er sich mit großem Eifer der Ausbildung seines Regiments. Er lernte 
seinen Vater auch jetzt besser verstehen. Als er im Polnischen Erbfolgestreite (. 87) 
an den Khein gesandt wurde, um den Krieg kennen zu lernen, sah er mit Stolz, 
wieviel besser die preußischen Truppen waren als die kaiserlichen, und auf einer 
Reise nach Ostpreußen erkannte er mit Staunen und Bewunderung, was sein Vater 
für die Wohlfahrt des Landes geleistet hatte. Der König war mit ihm zufrieden 
und schenkte ihm das Schloß RKheinsberg bei Neu-Ruppin. Dort hat Friedrich sich 
ungestört mit Dichtkunst, Musik, Geschichte und andern Wissenschaften beschäftigt und 
im Kreise von Freunden vier glückliche Jahre verlebt. 
4. Friedrich wird König. Als Friedrich Wilhelm J. sein Ende nahen fühlte, 
rief er den Kronprinzen an sein Lager. Völlig versöhnt, schloß er den Sohn in die 
Arme und warnte ihn sterbend vor dem hause habsburg, von dem Preußen nur Un— 
dank geerntet habe. — Nach seiner Thronbesteigung traf Friedrich einige Ünderungen. 
Er schaffte die Folter bei der Rechtspflege ab und ließ den Zeitungen, die bis dahin 
nur drucken durften, was ihnen zuvor erlaubt war, mehr Freiheit. Den Religions— 
bekenntnissen gegenüber war er sehr duldsam und erklärte: „hier muß ein jeder nach 
seiner Fasson selig werden!“ Die Akademie der Wissenschaften erneuerte er. An der 
sparsamen Staatsverwaltung aber wurde nichts geändert. Gleich seinem Vater wollte 
Friedrich alles selbst beaufsichtigen, „sein eigner Minister sein“. Die Potsdamer Kiesen— 
garde löste er zwar auf, errichtete jedoch für das Geld, das sie gekostet hatte, neue 
Regimenter, so daß das heer auf 90000 Mann anwuchs. 
Maria Theresia. Nach dem Tode Karls VI., des letzten Habsburgers, trat seine Tochter 
Maria Theresia die Herrschaft über die österreichischen Erblande an. Sie verheiratete sich mit 
Sranz von Lothringen und wollte die Wahl ihres Gemahls zum Raiser durchsetzen. Der 
Kurfürst von Bayern, der mit den Hhabsburgern verwandt war, erkannte aber die weibliche 
Erbfolge nicht an und erhob Anspruch auf Land und Kaiserkrone. — Da die Versprechungen, 
die Friedrich Wilhelm J. einst erhalten hatte, nicht erfüllt worden waren (5. 87, 5), machte 
Sriedrich II. die alten Rechte Preußens auf Schlesien geltend (8. 75, 7 u. 78); denn schon der
	        
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