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das Land. Auf den Wiesen weidete prächtiges Vieh. Die Erzeugnisse des 
Landes wurden ins Ausland verkauft. Durch Ackerbau. Viehzucht und 
Handel waren die Holländer reich und mächtig geworden. In Haag, der 
Residenz der Oranier, lernte er den feinen Gesellschastston und die Umgangs¬ 
formen bei Hofe kennen; aber hier trat auch die Verführung an ihn heran. 
Eine Gesellschaft junger, vornehmer Edelleute suchte ihn zu bewegen, an 
ihrem üppigen, schwelgerischen Leben, an ihren Ausschweifungen teilzunehmen. 
Aber mit den Worten: „Ich weiß, was ich meinem Lande, meinen Eltern 
und mir schuldig bin", riß er sich los aus diesem Kreise und eilte in das 
Feldlager des Statthalters. Als dieser den Grund der Flucht des Prinzen 
erfuhr, klopfte er ihm auf die Schulter und sprach: „Vetter, Eure Flucht 
beweist mehr Heldenmut, als wenn ich Breda erobere. Ihr habt das getan, 
Ihr werdet noch mehr tun. Wer schon so früh sich selbst besiegen kann, der 
ist zu Großem fähig." Gern wäre der 18jährige Kurprinz noch länger im 
holländischen Kriegslager geblieben, um seine Kenntnisse zu erweitern; aber 
da wurde sein Vater krank, und Schwartzenberg rief ihn heim. 
2. Sorge für Brandenburgs Größe, a) Regierungsantritt und 
erster Erfolg. 1640 starb Georg Wilhelm, und nun bestieg Friedrich 
Wilhelm den Thron. Er stellte sich 2 Ziele; er wollte 1. Herr im eigenen 
Lande werden und 2. Ruhe und Ordnung im Lande herstellen und die Wunden 
des 30jährigen Krieges heilen. Der bisher allmächtige Minister Schwartzen¬ 
berg wurde zwar nicht entlassen, aber der Kurfürst wählte zu seinen Rat¬ 
gebern Gegner von Schwartzenberg, so z. B. Konrad von Burgsdorf. Ans 
allen Anzeichen merkte Schwartzenberg, daß er ans seiner Stellung bald ent¬ 
lassen werden würde. Doch noch ehe es dazu kam, starb er unerwartet. 
Der Kurfürst stellte nun die Feindseligkeiten gegen die Schweden ein; die un¬ 
zuverlässigen Regimenter seines Vaters und ihre Obersten, die zugleich dem 
Kaiser geschworen hatten, entließ er; den treuen Konrad von Bnrgsdorf 
ernannte er zum Oberbefehlshaber der Mark. Mit den Schweden schloß 
er einen zweijährigen Waffenstillstand, der dann bis zum allgemeinen Frieden 
verlängert wurde. Der Kaiser war darüber erzürnt, aber der junge Kurfürst 
wußte ihn zu beruhigen. 
b) Erwerbungen im westfälischen Frieden. Der Kurfürst hatte 
sich ein kleines, ihm aber treu ergebenes Heer gegründet, und nun konnte er 
auch bei den allgemeinen Friedensunterhandlungen ein entscheidendes Wort 
mitsprechen. Er forderte ganz Pommern auf Grund des Grimnitzer Erb¬ 
vertrages. 1637 war der letzte Pommernherzog gestorben, und Pommern 
hätte an Brandenburg fallen müssen. Aber die Schweden hatten Pommern 
besetzt und wollten es ganz behalten. Nach langen Verhandlungen erhielt 
Brandenburg im Frieden zu Münster und Osnabrück Hinterpommern mit 
Kammin. Für Vorponnnern bekam es die Bistümer Magdeburg, Halber¬ 
stadt und Minden. 
o) Die Gründung des stehenden Heeres. Bei den Friedensver¬ 
handlungen hatte der Kurfürst klar erkannt, daß er nur dann eine erfolgreiche 
äußere Politik betreiben könnte, wenn er ein starkes, schlagfertiges Heer hatte.
	        
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