Die klassische Zeit.
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25. Das Eleusische Fest.
Windet zum Kranze die goldenen
Ähren,
flechtet auch blaue Cyanen hinein!
Freude soll jedes Auge verklären,
denn die Königin ziehet ein,
die Bezähmerin wilder Sitten,
die den Menschen zum Menschen
gesellt
und in friedliche, feste Äütten
wandelte das bewegliche Zelt.
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„Find' ich so den Menschen wieder,
dem wir unser Bild gelieh'n,
dessen schön gestalt'te Glieder
droben im Olympus blüh'n?
Gaben wir ihm zum Besitze
nicht der Erde Götterschoß?
And auf seinem Königssitze
schweift er elend, heimatlos?
Fühlt kein Gott
mit ihm
barmen?
Er-
v^cheu in des Gebirges Klüften Keiner aus der Sel'gen Chor
barg der Troglodyte ^ ^hAet ihn mit Wunderarmen
der Nomade ließ die Triften
wüste liegen, wo er strich.
Mit dem Wurfspieß, mit dem
Bogen
schritt der Jäger durch das Land;
weh' dem Fremdling, den die
Wogen
warfen an den Anglücksstrand!
And auf ihrem Pfad begrüßte,
irrend nach des Kindes Spur,
Ceres die verlassne Küste.
Ach, da grünte keine Flur!
Daß sie hier vertraulich weile,
ist kein Obdach ihr gewährt;
keines Tempels heit're Säule
zeuget, daß man Götter ehrt.
Keine Frucht der süßen Ähren
läd't zum reinen Mahl sie ein;
nur aus gräßlichen Altären
dorret menschliches Gebein.
Za, soweit sie wandernd kreiste,
fand sie Elend überall;
und in ihrem großen Geiste
jammert sie des Menschen Fall.
Lesebuch für höhere Mädchenschulen. VI*.
aus der tiefen Schmach empor?
Zn des Äimmels sel'gen Äöhen
rühret sie nicht fremder Schmerz;
doch der Menschheit Angst und
Wehen
fühlet mein gequältes Äerz.
Daß der Mensch zum Menschen
werde,
stift' er einen ew'gen Bund
gläubig mit der frommen Erde,
seinem mütterlichen Grund,
ehre das Gesetz der Zeiten
und der Monde heil'gen Gang,
welche still gemessen schreiten
im melodischen Gesang!"
And den Nebel teilt sie leise,
der den Blicken sie verhüllt;
plötzlich in der Wilden Kreise
steht sie da, ein Götterbild.
Schwelgend bei dem Siegesmahle
findet sie die rohe Schar,
und die blutgefüllte Schale
bringt man ihr zum Opfer dar.
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