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wurde er in Mailand und in Rom gefrönt. Eine Macht in Italien zu 
gewinnen, versuchte er aber nicht. 
Die goldene Bulle. Auf den Reichstagen zu Nürnberg und zu 
Metz kam das Reichsgesetz zustande, welches von der vergoldeten Kapsel, 
in der das Siegel lag, „die goldene Bulle" genannt wird. Es wurde 
darin festgesetzt, daß die sieben Kurfürsten, die Erzbischöfe von Mainz, 
Köln und Trier, der König von Böhmen, der Pfalzgraf, der Markgraf 
von Brandenburg und der Herzog von Sachsen-Wittenberg das Recht der 
Königswahl haben sollten. Dieses Gesetz gewährte den Kurfürsten aber 
auch wichtige Rechte, so das Münzrecht, das Bergwerksregal, den Juden¬ 
schutz, die höchste Gerichtsbarkeit, so daß es wesentlich beitrug, ihre Selb¬ 
ständigkeit zu befestigen. Es gelang Karl, die Wahl seines ältesten Sohnes 
Wenzel zu seinem Nachfolger durchzusetzen. Vor dem Tode teilte er sein 
Erbreich: Wenzel erhielt Böhmen und Schlesien; Sigismund die Mark 
Brandenburg, Johann das Herzogtum Görlitz (die Lausitz und Teile der 
Mars Brandenburg umfassend). Mähren erhielten die Söhne Johann 
Heinrichs, Jobst und Procop. 
Die Judenverfolgungen, die Pest und die Geißler. Die Juden 
hatten int Mittelalter keine Bürgerrechte, sie waren nur geduldet und 
zahlten für den Schutz, den ihnen der König oder der Kurfürst gewährte, 
einen Zins an die Kammer. Sie hießen deshalb des „heiligen römischen 
Reiches Kammerknechte". Sie wohnten zusammen in ihnen bestimmten 
Stadtteilen, trieben jedoch kein Gewerbe, weil ihnen der Eintritt in eine Zunft 
versagt blieb. Sie waren auf Geldgeschäfte hingewiesen, um so mehr, als 
Christen verboten war, Zins zu nehmen. Sie wurden vom Volke ver¬ 
achtet und gehaßt. Man beschuldigte sie, den Christen heimlich allerlei 
Schaden zuzufügen, die Brunnen zu vergiften, um tödliche Krankheiten zu 
erzeugen. Es entstanden daher von Zeit zu Zeit heftige Judenverfolgungen. 
So auch jetzt. Es war eine Pest, „der schwarze Tod" genannt, eingeschleppt 
und fand zahlreiche Opfer. Die Menschen fielen plötzlich um, wurden 
ganz schwarz und starben hilflos dahin. Da menschliche Hilfe versagte, 
so faßte man die Krankheit als ein Strafgericht Gottes auf für die Sünde 
der Menschheit und suchte die Schuld durch Bußübungen zu sühnen. Die 
Menschen geißelten sich, thaten sich dann zusammen und zogen von einem Orte 
zum andern, immer neue Büßer an sich ziehend. Endlich auf ein Verbot 
des Papstes hörten die Fahrten der „Flagellanten" auf; die Pest erlosch 
von selbst. Auch in der Mark Brandenburg wütete der „schwarze Tod" 
und vermehrte die Leiden des Landes. 
Wenzel. Er fand, als er die Regierung antrat, eine bedeutende 1378-1400 
Macht in seiner Hand vereint, zeigte auch anfangs Einsicht und guten 
Willen, später aber hinderten Leidenschaften und Trägheit jeden Erfolg. 
Die Gefahr, der Gewalt der Fürsten zu unterliegen, brachte die Städte 
dazu, sich zu gegenseitigem Schutze zu verbinden. So entstanden der
	        
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