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2. Durch die Felder still beglücket 
ziehen Menschen allerwegen; 
frohen Kindern gleich geschmücket, 
gehn dem Vater sie entgegen, 
der auf goldner Saaten Wogen 
segnend kommt durchs Land gezogen. 
Märchen-, Lieder- lt. Geschichtenbuch, 5. Aufl. 
3. Wie die Blumen festlich blühen! 
Wie so fromm die Bäume rauschen 
Eine Lerche seh ich ziehen, 
ihren Liedern muß ich lauschen. 
Alle streben, Gott zu dienen, 
und ich bete still mit ihnen. 
Zteinick. 
12. Ein Gesang über den Wassern. 
^(ach Amerika geht die Straße weit, und wer dahin will, mich 
mehr als einen Sonntag unterwegs bleiben. Dorthin zogeii einmal 
vor Jahren vom Rhein her zwei Bauersleute, denen es in der Heimat 
nicht mehr wohlgefiel. Und sie waren schon wochenlang mitten aus 
dem Weltmeer, wo man keineil grünen Wald sieht und feinen Korn¬ 
acker, und des Morgens kräht kein Hahn, und des Mittags bläst 
kein Hirte. Und wenn manchmal ein Vogel sich zeigt, so ist's keine 
Schwalbe, die ben lieben Sommer verkündigt, auch keine Lerche, die 
einem auf dem Felde singen hilft im goldnen Sonnenschein, sondern 
ein Sturmvogel, der ein bös und brausend Wetter ansagt. Auch hat 
man da keinen festen Boden unter den Füßen, wie hinter dem Pstuge, 
sondern das wankt unb schwankt in einem fort, und es wird einem 
an Leib und Seel' sterbensweh dabei. So geht's alle Tage, und 
droben sieht man nur den unendlichen Himmel und drunten das 
weite, weite Gewässer, und die Sonne hat kein trocken Plätzchen, wo 
sie abends sich hinlegen kann, sondern geht ins Meer zu Bett und 
steht aus dein Meer wieder auf. 
Nun gefielen zwar anfänglich unsern zwei Landsleuten die 
Meereswunder nicht wenig; denn alles Neue lockt und reizt des 
Menschen Herz. Aber wie es alle Tage dasselbe gab und kein Ende 
nehmen wollte, ward ihr Mut gar geringe. Und sie saßen oft bei¬ 
einander oben auf dem Schiffsboden und sahen mit trübseligen 
Blicken hinunter in die See und hinaus, wo sie hergekommen waren. 
Also saßen sie einstmals auch wieder beisammen droben ans dem 
Verdeck an einem Sonntagmorgen. Da sagte der eine: „Jetzt ist's 
daheim im Dorfe auch Sonntag; die Glocke ist neun, und es läutet 
zur Kirche, und alle Menschen gehen hinein; unser Herr Pfarrer hat 
den Chorrock an, und der Herr Lehrer sitzt an der Orgel." Da sagte 
der andere: „Ich hätt's mein Lebtag nicht geglaubt, daß einem der 
Sonntag so weh tut und die Seel' drückt, wenn man ihn nicht hat."
	        
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