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c) Die Eroberung Bayerns fällt in die Zeit der Sachsenkriege.
Schon lange stand das Land unter der Oberhoheit der Frankenkönige, hatte
aber noch seinen eigenen Herzog. Als dieser die Treue brach und sogar die
räuberischen Avaren aus Ungarn zur Hülfe rief, zog Karl heran, setzte ihn
ab und schaffte die Herzogswürde in Bayern ab. Die Avaren besiegte er,
nahm ihnen unermeßliche Schätze und das Land zwischen Enns und Raab
ab. Das Gebiet schlug er als „Ostmark" zu seinem Reiche. — So war das
Ziel erreicht: Karls Reich umschloß alle deutschen Stämme und noch fremde
Gebiete dazu.
6. Karl wird zum Kaiser gekrönt. Im Jahre 799 wurde Papst
Leo III. aus Rom verjagt. Er kam zu König Karl nach Paderborn und
flehte ihn um Schutz an. Karl führte ihn mit einem Heere nach Rom zurück
und setzte ihn als Papst wieder ein. Als nun der König am Weihnachtstage
des Jahres 800 in der Peterskirche am Altar knieete, um zu beten, setzte der
Papst ihm eine goldene Krone aufs Haupt. Da ries das versammelte Volk:
„Heil und Sieg dem großen, friedebringenden Kaiser der Römer!" Knieend
huldigte nun der Papst dem Kaiser und dieser gelobte, die heilige Kirche mit
starkem Arm zu schützen. Das alte römische Kaisertum war wieder aufge¬
richtet, aber es war nun „das h. römische Reich deutscher Nation." Es
sollte ein christliches Weltreich sein, in welchem der Kaiser als höchster welt¬
licher Herr, der Papst als das Oberhaupt der Kirche walten sollte.
7. Wie Kaiser Karl sein Reich regierte. Karl hatte sein großes
Reick, in Gaue (im Innern) und Marken (an den Grenzen) eingeteilt. Über
jeden Gau setzte er einen Gaugrasen, in jede Mark einen Markgrafen. Die
Grafen mußten die Befehle des Kaisers ausführen, das Gericht halten und
den Heerbann führen. Der Heerbann bestand aus den freien Männern eines
Gaues. Die reichen dienten als Reiter, die ärmeren als Fußvolk. Sold
gab es nicht, sondern jeder Krieger mußte sich selbst erhalten. Sendgrafen
hatten alle Jahre nachzusehen, ob die Beamten ihr Amt treulich verwalteten.
Im Frühjahr versammelte der Kaiser die Großen seines Reiches um sich
(Maifeld) und hielt Rat mit ihnen, was zum Wohl des Reiches zu tun
nötig sei. Die Gesetze, welche hier beschlossen wurden, ließ Karl aufschreiben
und im ganzen Reiche bekannt machen, damit jeder wisse, was er zu tun und
zu lassen habe.
8. Karls Sorge für seine Untertanen. Wie ein kluger Haus¬
vater sorgte der Kaiser für das Wohl seiner Völker. Seine durch das ganze
Reich zerstreut liegenden Krongüter (Königshöfe) waren Musterwirtschaften.
Hier konnten die Bauern lernen, wie man mit größtem Nutzen den Acker
bauen, Viehzucht und Bienenzucht, Obst- und Weinbau treiben müsse; wie
man die gewonnenen Rohstoffe (Wolle, Flachs usw.) verarbeiten und mit
Nutzen verkaufen könne. Jeder Königshof stand unter einem Vogt (Pfalz¬
grafen), der zu Weihnacht jedes Jahres genau Rechnung ablegen und die
Erträge des Gutes an den kaiserlichen Hof abliefern mußte. Auf den
Gütern des Kaisers entwickelten sich auch bereits selbständige Handwerke,
wie das der Schmiede von Waffen und Geräten, der Gerber, Sattler,
Küfer, Bäcker u. a.
Was Karl für die Bildung der Jugend tat, wissen wir bereits (S. 81, 3).
Nicht minder sorgte er für die Erwachsenen seines Volkes. Jeder sollte mindestens