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den Fliegen nachsetzen n. a. m. Wie sind diese 2 aus ihrem
frischen, fröhlichen Lehen so plötzlich in die durchsichtige
Hülle gekommen, die sie wie ein Glassarg umschliefst? — Man
sagt so. Der Bernstein Mn unseren Meeren ist ein sehr dünn¬
flüssiges, aber schnell erhärtendes Baumharz, das einst 2in
grosser Menge aus dem Baume floss, der früher am Strande der
Ostsee ganze Wälder bildete. Wenn nun jene Tierlein xaus
der Insektenwelt ihr munteres Leben an den Bäumen führten,
so geschah es wohl oft, dass das Harz über sie herfloss und
bei seinem Erhärten sie fest einschloss. Jene Wälder Mn der
Urzeit wurden später 2durch mächtige Fluten des Meeres zer¬
brochen und begraben, und die Bernsteinstücke, welche man
findet, sind Überreste von der untergegangenen Herrlichkeit.
2Bei Nordwest-Stürmen wühlen die Wellen mit ungeheurer
Kraft an den flachen Stellen der See den Bernstein samt den
auf dem Meeresgrunde wachsenden Pflanzen, Tange genannt,
los. Der Stein *aus der Tiefe bleibt in dem Kraut hängen
und wird samt diesem an den Strand geschleudert. Die Bern¬
steinfischer spähen nach solchen Krautmassen und ziehen die¬
selben mit ihrem Netze, an welchem lange Stangen befestigt
sind, vollends auf das Land. Gegen die Kälte des Seewassers
schützen sich die Fischer durch Wasserstiefeln, Frauen und
Kinder lesen den Stein aus dem Kraute.
2Bei hellem, ruhigen Wetter fahren die Leute mit ihren
Böten in das Meer und spähen nach dem blinkenden Stein, der
auch bei grosser Tiefe der See sichtbar ist. 2 Mit eisernen
Zinken heben sie ihn dann auf. Dies nennt man das Stechen
des Bernsteins. Es giebt zwar wenig Ertrag, aber die schön¬
sten Stücke. Dagegen ist das Tauchen 1auf Bernstein sehr
ergiebig. Männer, welche wasserdichte Kleidung anhaben,
steigen 2 aus einem Kahne hinab auf den Meeresgrund. Durch
einen Schlauch wird ihnen Luft zugeführt. So können sie
mehrere Stunden in der Tiefe zubringen und am Boden die
dort oft unter Steinen verborgenen Bernsteinstücke aufsuchen.
Auf die genannten drei Arten wird der Bernstein 2 aus dem
Meere gewonnen. Er wird aber auch 2 aus den Hügeln des
Strandes gegraben und bergmännisch gewonnen.
Der Bernstein wird von den Bernsteindrehern zu den ver¬
schiedensten Kunstsachen verarbeitet. Aus den grösseren
Stücken macht man Dosen, Becher, Pfeifenspitzen, Geschmeide
u. s. w., aus den kleineren Knöpfe, Korallen u. s. w. Ausser¬
dem gebraucht man ihn auch zum Räuchern, besonders im
Morgenlande; auch bereitet man daraus einen guten Firniss,
indem man ihn über Kohlenfeuer fliessend macht und mit Lein¬
oder Terpentinöl mischt.
(Bock's Lesebuch. Für spr. Zwecke etwas geändert.)