Einleitung.
Wie mit dem Erscheinen des Christentums und dem Auftreten der
Germanen die mittlere Geschichte beginnt, so ist der Anfang der neueren
Geschichte bezeichnet
1. durch die Kirchentrennung,
2. durch die Entdeckung Amerikas.
Außer diesen beiden für das innere wie für das äußere Leben der
europäischen Völkergemeinde besonders wichtigen Ereignissen fallen in die
zweite Hälfte des 15. und den Anfang des 16. Jahrhunderts noch folgende
bedeutende Vorgänge:
1. Die Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453).
2. Die Eroberung Granadas durch die Spanier (1492).
Während also int Osten Europas 6er letzte Rest antifer Staatenbildung, das
alternde byzantinische Reich, dem Islam erlag und das christliche Europa in den
kriegerischen Os inanen auf Jahrhunderte lästige Mitbewohner erhielt, entledigte sich
im Westen Europas das aus altiberischen, römischen und germanischen Bestandteilen
gebildete christliche Spanien der letzten Überbleibsel maurischer Herrschaft.
3. Das Aufkommen lebenskräftiger neuer Zweige der
alten Dynastien, der Habsburger in Deutschland und Spanien, der Tndors
in England, der jüngeren Valois^in Frankreich.
Dadurch wnrde in den romanischen. Ländern sowie in England die Ausbildung
der Monarchie gefördert, während umgekehrt tu Deutschland gerade die Weltstellung
Karls V. denselben dev Nation entfremdete.
4. Die weitere Umbildung der romanisch-germanischen
Völkergemeinschaft in einzelne auf sich selbst gestellte Natioual-
r ei che (später Großmächte).
Im Mittelalter war die lateinische Christenheit in weltlichen Dingen dem
Kaiser, in geistlichen dem Papste untergeordnet. Während aber die Über¬
ordnung des Kaisers früh schon auf Widerspruch gestoßen war und allmählich
Stich, Lehrbuch der Geschichte. 1