Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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2. Beschäftigung. Unter den Nahrungszweigen ist der wichtigste die Land⸗ 
wirtschaft. Kartoffeln werden in keinem Lande Europas soviel gebaut wie in 
Deutschland, und Roggen wird nur in Rußland in noch größeren Mengen geerntet 
als bei uns. Zuckerrüben baut man in Deutschland so viel, daß es das erste 
Zuckerland der ganzen Erde ist. Obst und Wein gewinnt man vorzugsweise 
in den geschützten Talstrecken des Rheins, des Neckars, des Mains und der Mosel. 
Ein Viertel des deutschen Bodens ist mit Wald bedeckt. Die Viehzucht blüht 
hauptsächlich in den wiesenreichen Marschgegenden (Oldenburg, Friesland) und in 
den Gebirgsgegenden, z. B. in den Bayrischen Alpen. Auch der Bergbau ist in 
Deutschland recht lohnend. Edle Metalle gewinnt man zwar nur wenig, desto 
größer aber ist die Ausbeute an Kohlen, Eisen, Kupfer, Zink und Salz. Stein⸗ 
kohlen findet man hauptsächlich in den Rheinlanden, in Schlesien und im König⸗ 
reich Sachsen. Hier hat sich daher ein großartiges Fabrikwesen entwickelt, und 
die Bewohner dieser Landstriche nähren sich hauptfächlich vom Gewerbfleiße. 
3. Einfuhr und Ausfuhr. Seitdem die Maschine in allen Gewerben den 
Handbetrieb verdrängt hat, ist das Großgewerbe fast überall zur Herrschaft gelangt. 
Die Rohstoffe für die Fabriken schafft man mit Hilfe der Eisenbahnen herbei, so 
besonders Baumwolle, Wolle, Holz, Tabak, Leder und Seide. Alle diese Rohstoffe 
werden in den verschiedensten Fabriken verarbeitet und dann zum Teil wieder an das 
Ausland verkauft. Ausgeführt werden z. B. baumwollene und wollene Kleiderstoffe, 
Tuche, Strümpfe, Schürzen, Leinenzeuge, Band, Samt, Zucker, Bier, Maschinen, 
Kanonen, Gewehre, Säbel, Messer, Scheren, Blechwaren, Spielwaren u. s. w. Infolge 
der dichten Bevölkerung aber ist der Bedarf an Getreide und Fleisch in Deutschland 
so groß, daß das Land ihn nicht zu decken vermag. Es werden daher große Mengen 
Korn aus Ungarn, Rußland, Rumänien, Nordamerika, Indien u. a. Ländern eingeführt. 
Je mehr Absatzgebiete wir für unsere Waren haben, desto besser ist es. Wir 
hoffen, mit der Zeit solche Gebiete auch in unseren Kolonien zu finden. Von dorther 
gedenken wir auch Kaffee, Baumwolle, Kakao, Tabak u. s. w. einzuführen und das 
bis jetzt dafür an das Ausland gezahlte Geld dem eigenen Lande zu erhalten. 
Die Einfuhr wird jedoch wie in allen dicht bevölkerten und gewerbreichen Staaten 
immer noch größer sein als die Ausfuhr. So ist es nicht nur in Deutschland, 
sondern auch in England und Frankreich. Die größere Einfuhr ist nur ein 
Beweis von der Wohlhabenheit des betreffenden Volkes. Rußland und Osterreich 
haben z. B. eine größere Ausfuhr als Einfuhr; aber dennoch ist der Volkswohl⸗ 
stand dort nicht so groß als in England, Frankreich und Deutschland. 
Europa. 
A. Allgemeines. 
1. Lage. Nächst Australien ist Europa der kleinste Erdteil (10 M. gkm; 
400 M. Einwohner); doch nimmt es hinsichtlich der Bildung und Gesittung seiner 
Bewohner die erste Stelle ein. Folgende Ursachen sind es besonders, denen Europa 
diese seine hohe Weltstellung verdankt: Es ist von 3 Erdteilen umlagert und an 
3 Seiten von Meeren umspült. Unter allen Erdteilen hat es die reichste Küsten— 
entwickelung. (Suche die wichtigslten Meerbusen, Inseln und Halbinseln auf der 
Karte aufl) Wo das Meer tiefe und viele Einschnitte in das Land macht, da 
können die Schiffe auch tief in das Land eindringen. Es entwickeln sich Handel 
Realienbuch A. (II. Erdkunde)
	        
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