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unbedeutenden Vorrat von Steinkohlen. Jedoch vermögen die Steinkohlenvorräte
den Bedarf des Landes nicht zu decken. An Bau- und Brennholz mangelt es
ebenfalls in Frankreich, da von den größeren Waldungen während der Revolution
213 abgeholzt sind. Der wichtigste Fabrikort hier ist St. Etienne ßängt ehtjänn),
wo die Kohlen- und Eisenerze eine großartige Stahlwarenfabrikation hervorgerufen
haben und die Waffen für das französische Heer geschmiedet werden. An den nörd—
lichen Ausläufern des Gebirges reift — begünstigt durch den kalkhaltigen Boden und
ein mildes Klima — die köstliche Burgundertraube, sowie (besonders an den Ufern
der Marne) der Wein, woraus der weltberühmte Champagner bereitet wird. Die
Haupthandelsorte für diesen Schaumwein sind Reims rängs und Epernay sepernäl.
(Frankreich ist das erste Weinland der Erde.) An der Marne liegt Chalons,
bekannt durch die Hunnenschlacht 451, an der Maas die Festung Sedan, 1870.
3. Lyon. Am Zusammenflusse der Rhone und Saone ßohne] liegt Lyon,
die zweitgrößte Stadt Frankreichs (460 T.) Hier wie im ganzen Süden
Frankreichs gedeiht der Maulbeerbaum vorzüglich. Daher wird hier die Zucht
des Seidenspinners sehr stark betrieben. Für Seiden- und Samtweberei nimmt
Lyon noch heute den ersten Platz der Welt ein. Es gibt hier mehr als 400
Fabriken, und etwa 80000 Menschen sind mit der Verarbeitung der Seide be—
schäftigt. Die Waren Lyons zeichnen sich durch schöne Muster aus. Aber sie
sind sehr teuer. Die Fabriken Crefelds arbeiten billiger und ebenfalls sehr gut.
Das Absatzgebiet der Fabriken Lyons wird deshalb durch den Crefelder Wettbewerb
bedeutend verringert. Besonderen Ruf hat Lyon durch feinen Taffet, echten Samt,
kostbare Teppiche und feine Seidentapeten.
4. Die Provence. Der Landstrich von der unteren Rhone bis in die See—
alpen hinauf heißt die Provence pprowangß], d. h. Provinz. Sie ist ein herrliches
Land. Unter dem ewig blauen Himmel weht eine reine, balsamische Luft. Statt
unseres rauhen Winters tritt nur eine frostige Regenzeit von einigen Wochen mit
etwas Reif und vielleicht ein wenig Eis am Morgen ein. Schnee fällt höchst
selten und bleibt meist nur wenige Stunden liegen. Daher sind auch die
Laubbäume jahraus, jahrein mit grünem Laube bedeckt, und die Apfelsinen prangen
stets mit duftenden Blüten und goldenen Früchten. Schon um Weihnachten blühen
Tulpen und Hyazinthen, und überall bricht das junge Grün mächtig hervor.
Wegen dieses milden Klimas ist die Provence während des Winters vielfach von
Brustkranken besucht. Von den Erzeugnissen des Landes ist besonders das Pro—
venceröl bekannt. Es wird aus den Früchten des Olbaums bereitet und von den
Bewohnern der Provence statt der Butter bei Zubereitung der Speisen benutzt.
Die bedeutendste Stadt in der Provence ist Marseille marßäj]j (490 T),
die größte Seehandelsstadt Frankreichs. Sie vermittelt besonders den Handel nach
Alger salsche, bei uns Algier (Alschier) genannts. Weiter östlich liegen Toulon,
ein Kriegshafen ersten Ranges, sowie der klimatische Kurort Nizza.
5 Zu Frankreich gehört auch die Insel Korsika mit der Hauptstadt
Ajaccio lajatscho] (Napoleon). — Seit 1870 ist Frankreich eine Republik.
19. Die Pyrenäische Halbinsel oder Spanien und Portugal.
Etwas größer als Deutschland — Spanien 18 M., Portugal 5 M. E)
1. Die Bodenfläche der Halbinsel (auf der die beiden Königreiche Spanien
und Portugal liegen) setzt sich aus folgenden Hauptteilen zusammen:
a) aus der Castilischen Hochebene, die durch das Castilische Scheide—
gebirge in 2 Hälften von ungleicher Höhe getrennt wird, in eine nördliche,