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6. Sonnen- und Mondfinsternisse. Wenn zur Vollmondszeit Sonne, Erde
und Mond genau in einer Linie stehen, so kann das Licht der Sonne den Mond
entweder gar nicht oder doch nur teilweise treffen, weil sich die Erde dazwischen
befindet. Dann entsteht eine Mondfinsternis. Zur Zeit des Neumondes, wo der
Mond zwischen Erde und Sonne steht, tritt unter gleichen Umständen eine Sonnen—
finsternis (eigentlich Erdfinsternis) ein. Man unterscheidet gänzliche und teilweise
Sonnen- und Mondfinsternisse.
7. Die Kometen oder Schweifsterne durchziehen in langgestreckten Ellipsen
den Weltenraum und kehren meistens erst nach vielen Jahren zurück. Daß sie
aber Krieg oder sonstiges Unglück verkünden, ist Aberglaube.
8. Die Steruschnuppen sehen wir besonders in den Nächten vom 9. —14.
August und vom 13. — 14. November in großer Zahl vom Himmel fallen. Es
sind kleine Weltkörperchen, die die Sonne umkreisen. Sobald sie der Erde nahe
kommen, werden sie von dieser angezogen. Bei ihrem Falle reiben sie sich an
der Lust so stlarkt, daß sie erglühen, in Brand geraten und blitzartig auf-
leuchten. Verbrennen sie, noch ehe sie die Erde erreicht haben, so nennt man
sie Sternschnuppen. Man glaubte nämlich, die Sternschnuppen fielen von dem
Sterne herunter wie die Lichtschnuppe von einem Lichte. Sehr große Stern—
schnuppen (Meteore) nennt man Leuchtkugeln, kleinere Meteoriten. Wenn sie der
Erde nahe kommen, so zerplatzen sie und fallen meist in kleineren Stücken auf die
Erde herab. Eine solche Leuchtkugel fiel am 10. Februar 1896 auf Madrid
herunter. Es war sonnenhell. Aber das Meteor übertraf an Helligkeit das
Sonnenlicht. Die ganze Stadt erzitterte von dem Donner des Zerplatzens. Ein
Haus stürzte ein, unzählige Fensterscheiben wurden zertrümmert und 17 Mädchen
einer Tabaksfabrik von den herabfallenden Stücken des Meteors verletzt. 1890
fiel in Texas eine Feuerkugel hernieder, die ein Gewicht von 5000 kg hatte.
9. Uber die Bildung der Erde und ihrer Oberfläche herrschen noch sehr
verschiedene Meinungen. Vor zahllosen Jahrtausenden — so vermutet man — war
die Erde eine glühende Kugel. Ihre jetzt festen Bestandteile waren damals glühend
und flüssig, und das Wasser umgab den Erdball in Form einer Dunstschicht, die
mehrere tausend Meilen dick war. Nach und nach aber erkaltete diese Dunslsschicht
und fiel als dichter Regen auf den Erdkörper herab. Dieser kühlte sich an der
Oberfläche allmählich ab und bekam eine harte Kruste, die den glühenden Kern ein—
schloß. Immer mehr aber schrumpfte infolge der Abkühlung der glühende Erdkern
zusammen. Dabei bildeten sich Falten (Erhöhungen und Vertiefungen). Als solche
Falten sind die Gebirge und Täler anzusehen. In den Vertiefungen sammelte sich
das Meer. Die in ihm aufgelösten festen Stoffe setzten sich zu Boden und bil—
deten verschiedene Felsschichten, wie wir sie z. B. in Steinbrüchen wagerecht über—
einander liegen sehen. Andere Felsschichten, wie der Granit, entstanden in Feuers—
glut. Die feuerspeienden Berge lehren uns, daß heute noch unter der festen Erd—
kruste glutflüssige Gesteinsmassen vorhanden sind, die als Lava aus dem Krater
solcher Vulkane öfters stromartig hervorbrechen. (Mineralogie, S. 82 u. 83
10. Gestalt der Erde. Die Erde schwebt wie ein Luftballon im unermeß—
lichen Weltenraume. Sie hat nicht die Gestalt einer Scheibe — wie es dem Auge
scheint — sondern die einer Kugel. Beweise: 1) Wenn wir uns einem sehr ent⸗
fernten Gegenstande (einem Schiffe, Turme, Berge) nähern, so wird uns zunächst
nur dessen Spitze sichtbar. Daraus folgt, daß die Oberfläche der Erde gewölbt sein
muß. 2) Wenn man in derselben Richtung auf der Erde sortreist, so kommt man
schließlich zu demselben Orte zurück, von dem man ausgegangen ist. Die Erdoberfläche