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kaum ein anderes Tier. Bei der geringsten Ursache setzt er sich zu Wehr und
knurrt, knirscht auch mit den Zähnen. Über Hunde fällt er mit großer Wut her
und richtet sie mit seinen scharfen Nagezähnen oft so zu, daß sie heulend davon—
laufen. Begegnet man ihm, wenn er seine Backentaschen gefüllt hat, so kann man
ihn ohne Furcht anfassen, da er dann nicht beißen kann. Läßt man ihm jedoch
etwas Zeit, so streicht er die Körner schnell heraus, setzt sich auf die Hinterbeine
und springt fauchend und beißend nach Gesicht und Händen. Hat er sich einmal
festgebissen, so läßt er sich lieber totschlagen, als daß er losließe.
126. Nebelkrähe, Rabenkrähe und Saatkrähe.
1. Heimat und Name. Wenn draußen im Winter in Feld und Wald alles zu⸗
geschneit ist, dann stellt sich auf unseren Höfen ein Vogel als Bettler ein und sieht zu,
ob dort nicht einige Knochen mit Fleischüberresten, Kartoffeln, Brolstückchen u. dgl.
liegen. Es ist die Nebelkrähe. Ihren Namen hat sie von ihrem nebelgrauen Kleide
(Schutzfärbung); nur Kopf, Brust, Flügel und Schwanz sind schwarz. In manchen
Gegenden Deutschlands sehen wir sie nur im Winter. Sie bewohut nämlich von Deutsch⸗
land hauptsächlich den Norden und Osten (außerdem aber auch andere Länder, z. B.
Schweden). Zum Winter aber zieht sie etwas weiter südlich. Sie ist ein Strichvogel.
2. Zug⸗, Strich- und Standvögel. Die Zugvögel ziehen zum Winter weit
von ihrer Heimat weg, meist übers Meer nach Süden. ESchwalbe, Storch.)
Die Strichvögel verlassen zwar ihre Wohnplätze im Winter auch, sobald es ihnen
an Nahrung mangelt; aber sie streifen nur in benachbarten Gegenden umher.
Mebelkrähe, Meise, Specht, Goldhähnchen.) Die Standvögel bleiben dagegen
Sommer und Winter in derselben Gegend. (Eule.)
3. Im Sommer hält sich die Nebelkrähe in ihrer Heimat auf dem Felde auf.
Schon vor Tagesanbruch begibt sie sich in Gesellschaft mit ihresgleichen hierher.
Sobald die Schar angekommen ist, verteilt sie sich. Die einen folgen dem Pfluge
des Landmanns und suchen in der frischen Furche nach Regenwürmern und Enger—
lingen, die anderen streifen die Wiesen, die Ufer der Bäche u. s. w. nach Schnecken
und kleinen Fröschen ab, noch andere lauern vor den Mauselöchern den Feld—
mäusen auf. Eine Krähe frißt an einem Tage wohl 10520 Mäuse. Sie ist
also sehr nützlich. Um Mittag sammeln sich die Krähen auf benachbarten Feld—
oder Waldbäumen und ruhen dann eine Zeitlang. Nachmittags aber beginnen sie
ihre Jagd aufs neue. Gegen Abend begeben sie sich in großen Gesellschaften nach
ihren gemeinschaftlichen Schlafstätten, wozu sie ebenfalls hohe Bäume wählen.
4. Ihr Nest bauen sie hoch oben in den Baumwipfel. Sie lieben die
Jungen sehr und schützen sie mutig gegen Feinde. Die Ausdrücke „Rabenvater“
und „Rabenmutter“ sind also in dem gebräuchlichen Sinne nicht berechtigt.
5. Haß gegen die Eule. Groß ist der Haß der Krähen gegen die Eule.
Sobald sich am Tage eine Eule sehen läßt, sammeln sie sich und verfolgen sie
mit lautem Geschrei. Sie wissen, daß die Eule, besonders der Uhu, ihr Feind ist.
6. Rabenkrähe und Saatkrähe. Die Rabenkrähe sieht ganz schwarz aus
und wohnt mehr naͤch Süden zu. Da wo in Deutschland die Heimat der Nebel-
krähe nach Süden zu aufhört, beginnt die Heimat der Rabenkrähe (etwa in Mittel—
deutschland). Nur selten kommen beide Arten in derselben Gegend vor. In der
Lebensweise stimmen beide ziemlich überein. — Die Saatkrähe hat stahlblaues Ge—
fieder. Am Schnabelgrunde hat sie im Alter eine nackte Haut, da sie die Feder—
borsten dort vom Bohren in die Erde und vom Schnabelwetzen verloren hat. Sie baut
im Walde in Gesellschaften Kolonien) und ist unter den Raben der einzige Zugvogel.
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