Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

III 
135. Das Wildschwein. 
Aufenthalt und Körperbau. Die Wildschweine bewohnen die Sumpf— 
dickichte der großen Wälder Europas. Hier leben sie in Rudeln von 20—40 Stüuck. 
Der Hals ist kurz, so daß der Körper plump und ungelenk erscheint. Die Beine haben 
je 2 Paar Hufe. Sie sind ebenfalls kurz, aber stark. Mit ihnen wissen die Tiere 
erstaunlich schnell und behende durch das Waldesdickicht hindurchzuschlüpfen. Im 
stärksten Dickichte wühlt sich jedes Rudel eine muldenartige Vertiefung, den „Kessel“. 
Zum Wühlen dient die rüsselartig verlängerte Schnauze, an der sich vorn eine 
knorpelige Wühlscheibe befindet. Der Kessel wird mit Reisig, Moos und Laub ge— 
polstert. In ihm hält sich das Rudel fast den ganzen Tag auf. An heißen Tagen 
wälzen sie sich gern im Sumpfe (sie „suhlen“ sich), da sie dann wegen der dicken, mit 
Borsten besetzten „Schwarte“ und der darunter liegenden Fettschicht der Abkühlung 
bedürfen. Im Winter schützen Borsten, Schwarte und Fettschicht vor Kälte. (Färbung 
schwarzbraun, daher „Schwarzwild“. (S. 103.) Schutzfarbe, besonders im Sumpfe.) 
2. Nahrung. Gewöhnlich gehen die Wildschweine, um nicht gestbrt zu 
werden, erst mit Anbruch der Dunkelheit auf Nahrung aus. Sie besteht aus 
Eicheln, Bucheckern, Rüben, Kartoffeln, Gras, Larven, Würmern — kurz aus 
allem möglichen. Beim Aufsuchen dieser Nahrung kommt ihnen ganz besonders 
ihre Wühlschnauze zustatten. Auch ist es für sie von großem Vorteil, daß 
vorn in der Rüsselscheibe die beiden Nasenlöcher liegen, mit denen sie die in der 
Erde verborgenen Würmer und Samen leicht auswittern. Zur Aufnahme der 
Nahrung eignen sich besonders die nach vorn gerichteten und so gleichsam eine 
passende Schaufel bildenden Schneidezähne des Unterkiefers. Auf Äckern richten 
die Wildschweine oft Schaden an. Sie werden deshalb meist im Wildgatter gehalten. 
3. Mut und Verteidigungswaffen. Als Verteidigungswaffe dienen dem 
Schwarzwilde besonders die Eckzähne. Sie sind bei dem männlichen Schweine 
(Keiler“) auffallend verlängert, ragen aus dem Ober- und Unterkiefer nach oben 
und werden „Hauer“ oder „Gewehr“ genannt. Mit diesen Hauern greift der Keiler, 
wenn er gereizt wird, seinen Feind wütend an und verwundet ihn nicht selten lebens— 
gefährlich. Namentlich ist er gefährlich, wenn er angeschossen ist. Dann sucht sich 
der Weidmann vor ihm entweder durch einen Sprung hinter einen Baum zu 
retten, oder er fängt ihn — mit dem linken Fuße auf dem Boden knieend — 
mit dem Hirschfänger ab. Die Mutter („Bache“) ist am gefährlichsten, wenn 
ihren Jungen („Frischlingen“) Gefahr droht, wie das öfter vom Fuchse oder 
Wolfe geschieht. Sie sucht diese dann wütend niederzustoßen und tot zu beißen. 
4. Hausschwein. Vom Wildschweine stammt unser Hausschwein ab. Es 
hat infolge der reichlicheren Nahrung einen fleischigeren Körper erhalten. Da es 
sich die Nahrung nicht mehr allein durch Wühlen zu verschaffen gezwungen ist, so 
ist die Schnauze weniger lang. Auch ist das Hausschwein, da es der rauhen 
Witterung nicht so sehr ausgesetzt ist, nicht so dicht mit Borsten bekleidet wie sein 
wilder Vetter. Ebenso hat sich die Farbe vielfach verändert. 
136. Der Fuche 
1. Körperbau, zum Rauben eingerichtet. Der Fuchs ist ein ganz durch— 
triebener Räuber. Zu seinem Räuberhandwerke ist er vorzüglich ausgerüstet — 
Sein Kleid ist rötlich (Schutzfarbe im hohen Tannenwalde.) Der Leib ist schlank 
und geschmeidig, nur seines dichten Haarpelzes wegen erscheint er dick. Die Beine 
sind zwar dünn, aber kräftig. Er kann daher sehr gut laufen, springen und
	        
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