Einleitung.
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Bei einer zweiten Fahrt (1493—1496) mit einer größeren
Flotte, welche ihm die Besitzergreifung der entdeckten Länder ermöglichen
sollte, entdeckte er Jamaika, Pnertoriko und mehrere der kleinen
Antillen, die von den wilden Raraibert bewohnt wurden. Bei der
in der spanischen Bevölkerung herrschenden Abneigung gegen die weite
Reise gab ihm die Regierung zu seiner dritten Fahrt (1498—1500)
viele zum Tode verurteilte Verbrecher als Schiffsmannschaft mit. Co-
lumbus entdeckte diesmal die Insel Trinidad und fand die Mündung
des Orinoko; er mochte ahnen, daß dieser gewaltige Strom auf ein
mächtiges Festland hindeute. Aber Meutereien unter der rohen Mann¬
schaft der spanischen Kolonie auf Hayti bewirkten, daß die Regierung ihn
abrief. In Ketten führte man ihn nach Spanien zurück. Dort wurde
er auf Befehl des Königspaares alsbald in Freiheit gesetzt, und Schiffe
zu einer vierten Entdeckungsfahrt (1502—1504) wurden für
ihn gerüstet; auf dieser entdeckte er das Festland von M i t t e l a m e r i k a.
Nach seiner Rückkehr suchte er vergebens von der spanischen Re-
gierung die versprochenen Würden und Einkünfte zu erlangen, und bald
darauf (1506) starb der große Entdecker in der Verlassenheit zu Valla-
dolid. Er selbst glaubte, nicht einen neuen Erdteil, sondern die Ostküste
Indiens gefunden zu haben. Daher nannte man die zuerst entdeckte
Inselwelt Westindien und die Einwohner Indianer.
Der neue Erdteil hat seinen jetzigen Namen nach dem Florentiner Amerigo
V e s p u c c i, der die Küste von Südamerika befuhr und genaue Mitteilungen
über seine Entdeckungen in der Neuen Welt veröffentlichte.
Die weiteren Entdeckungen drängten sich in rascher Folge.
In englischen Diensten entdeckte der Venetianer Eabotto das Fest
land von Nordamerika an der Halbinsel Labrador (1497).
Diese Gegenden Amerikas waren schon 500 Jahre früher entdeckt worden;
im Anfange des 10. Jahrhunderts wurde nämlich von Island aus Grönland
und von hier aus um 1000 die Nordostküste Nordamerikas (von den Normannen
„Winland" genannt) entdeckt. Jedoch hatte schon 100 Jahre lang die Verbindung
zwischen Island und Grönland aufgehört.
Der Portugiese C a b r a l wurde auf der Fahrt nach Indien im
Atlantischen Ozean nach Westen verschlagen und entdeckte Brasilien,
das portugiesisches Kolonialgebiet wurde (1500). Der Spanier Balböa
drang über die Landenge von Panama vor und entdeckte den G r o ß e n
Ozean (1513). Von Kuba aussegelnd, wurde Ferdinand Eortez
der Eroberer von Mexiko (1519). Hier bestand ein altes Reich der
Azteken unter dem Könige Montezuma, dessen Einwohner schon eine
gewisse Kultur hatten. Nach der Eroberung des goldreichen Mexiko
ging Eortez. den die spanische Regierung mit gleichem Undanke behan-