Contents: Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte

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denn es fehlte leider damals an solchen Leuten, die, anstatt zu befehlen, ge¬ 
horchen wollten. Um ein oberstes Gericht zu haben, errichtete er das Reichs¬ 
kammergericht, von dem die Zwistigkeiten unter den Reichsständen ge¬ 
schlichtet werden sollten. Damit schnell Recht und Ordnung geschafft werden 
könnte, teilte er Deutschland in zehn Kreise ein. Leider gelang es ihm nicht, 
seinen Gesetzen überall strengen Gehorsam zu verschaffen. Wichtig war noch, 
daß er die erste regelmäßige Post gründete. Sie ging von Wien nach 
Brüssel, und ihre Verwaltung wurde den Fürsten von Thurn und Taxis 
Übertragen, die sich dadurch große Reichtümer erwarben. Maximilian, der 
letzte Ritter, war der letzte Kaiser, der in den ritterlichen Künsten des Mittel¬ 
alters erzogen worden war. Im Turnier war er Meister. In Worms konnte 
einst ein französischer Ritter keinen Gegner finden; da entschloß sich Maxi¬ 
milian rasch, die deutsche Ehre zu retten. Unerkannt ritt er in die Schranken 
und setzte den welschen Prahlhans unter dem Hohngelächter aller Zuschauer 
wuchtig auf den Sand. Mit ihm schließt das Mittelalter. Er ist noch wichtig 
als Vater der Landsknechte. Diese Söldner dursten nur in den kaiser¬ 
lichen Landen angeworben werden. Ein kaiserlicher Oberst warb sie an und 
befehligte sie im Kriege. Plünderung in Freundesland war ihnen streng 
verboten. Waffen und Kleidung bezahlten sie selbst von ihrem Solde. Es 
gab Spieß- und Büchsenknechte. Sie waren in Fähnlein eingeteilt. Zur Er¬ 
haltung dieses Reichsheeres führte Maximilian eine neue Steuer ein, den 
gemeinen Pfennig genannt, da man von 1000 Pfennigen Vermögen einen 
Pfennig Steuer entrichten mußte. Es war dies eine der ersten allgemeinen 
Wehrsteuern in Deutschland. 
4. Der Brudei krieg (1446—1451). Nach dem Tode des Kurfürsten Friedrich des 
Streitbaren regierten dessen Söhne Friedrich und Wilhelm zuerst lange gemein¬ 
schaftlich, dann teilten sie das Land. Kurfürst Friedrich der Sanftmütige bekam 
ctus^r Kursachsen Meißen mit dem silberreichen Erzgebirge, Wilhelm Thüringen. 
Wilhelm war mit seinem Teile unzufrieden und fing aus Anstiften Apels von Vitz¬ 
thum einen Krieg an, der sechs Jahre dauerte. Dieser Bruderkrieg war für beide 
Länder ein großes Unglück. Wilhelm hatte sich mit den Böhmen verbündet, und 
diese raubten und plünderten wie die Hussiten. Gera ward von ihnen nieder¬ 
gebrannt, wobei 5000 Einwohner niedergemetzelt wurden. Freiberg gehörte beiden 
Brüdern gemeinschaftlich. Friedrich zog aber nach Freiberg, um es für sich allein 
in Besitz zu nehmen; deswegen kam der Bürgermeister samt dem Rate und sagte 
zum Kurfürsten, sie wollten lieber den Tod erleiden als die Treue brechen. Friedrich 
aber sprach zu ihm: „Nicht Kops ab, Mter, nicht Kopf ab! Solcher ehrlichen Lent' 
brauchen wir mehr!" Vor Gera erbot sich ein Hakenschütze, Wilhelm zu erschießen, 
aber Friedrich sagte: „Schieß, wohin du willst, aber triff meinen Bruder nicht!" 
Daher heißt er der „Sanftmütige"! Als Wilhelm dies erfuhr, schloß er Frieden, 
und die bösen Ratgeber wurden bestraft. 
Der Prinzenraub (1455). 
1. Anlaß. Der tapfere Ritter Kunz von Kau;ungen hatte im Bruder¬ 
kriege für Friedrich gekämpft; deswegen hatte Wilhelm dessen in Thüringen 
gelegene Güter weggenommen. Dafür hatte ihm aber Friedrich andere in 
Meißen gegeben. Nach dem Frieden erhielt Kunz die thüringischen Güter 
zurück und sollte dafür die sächsischen wieder herausgeben. Da er sich weigerte, 
ward er dazu gezwungen. Aus Ingrimm suchte er sich deshalb an Fleisch 
und Blut des Kurfürsten zu rächen.
	        
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