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Geschichte.
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5. Der Deutsch-Französische Krieg.
a) Ursache des Krieges. Die Franzosen sahen mit Neid auf
Preußens Ruhm und forderten „Rache für Sadowa". 1870 glaubten sie
einen Anlaß zum Kriege gefunden zu haben. Der Prinz Leopold von Hohen-
zollern-Sigmaringen wurde nämlich zum Könige von Spanien gewählt.
König Wilhelm gab als Oberhaupt des Hohenzollernhaufes seine Genehmigung
dazu. Darauf verlangte Napoleon von ihm, er sollte dem Prinzen die An¬
nahme der Königskrone verbieten. Als der Prinz freiwillig ans die Krone
verzichtete, verlangte Napoleon weiter, der König sollte versprechen, auch in
Zukunft nicht zu erlauben, daß ein Hohenzoller den spanischen Königsthron
besteige. Dies lehnte Wilhelm I. kurz ab. Als der französische Gesandte
in Ems zudringlich gegen ihn witrde, ließ er ihm erklären, er habe ihm
weiter nichts mitzuteilen. Dadurch fühlten sich die Franzosen beleidigt und
erklärten an Preußen den Krieg. Die mannhafte Zurückweisung französischen
Übermutes erweckte in Deutschland eine große Begeisterung. Am Todestage
der Königin Luise suchte der König die Grabstätte seiner Eltern auf und er¬
flehte dort von Gott den Sieg. Dann erneuerte er den Orden des Eisernen
Kreuzes als höchste Anerkennung für Tapferkeit im Kriege. In allen deutschen
Gauen aber erklang „Die Wacht am Rhein", und Süddeutschland schloß sich
dem Norddeutschen Bunde an.
d) Die Streitkräfte. Die Franzosen standen, 250000 Mann stark,
als „Rheinarmee" von Metz bis Belfort. Den Oberbefehl führte der kranke
Kaiser Napoleon selbst. Die Ausrüstung dieser Heere war jedoch unvoll¬
ständig, und bei dem Aufmarsch fehlte die nötige Ordnung. Der Aufmarsch
des deutschen Heeres dagegen vollzog sich schnell und in größter Ordnung
nach dem Plane, den Mvltke entworfen hatte. Die I. Armee unter Stein¬
metz stieß von Trier aus gegen Saarbrücken vor. Prinz Friedrich Karl
zog mit der II. Armee von Mainz nach der nördlichen Pfalz, der Kron¬
prinz Friedrich Wilhelm führte zwei preußische Korps und sämtliche
Truppen der süddeutschen Staaten als III. Armee aus der Gegend von
Mannheim nach dem Elsaß. Die drei Armeen der Deutschen zählten etwa
400000 Mann. Während des ganzen Krieges betrugen jedoch die gesamten
deutschen Streitkrüfte 1200000 Mann. Aber auch die Franzosen stellten
nach und nach eine große Zahl von Kriegern ins Feld. Ihre Infanterie
war mit Chassepotgewehren bewaffnet, mit denen man viel schneller und
weiter schießen konnte als mit dem Zündnadelgewehr.
e) Der Krieg gegen das Kaisertum. Am 4. August siegte die
III. deutsche Armee bei Weißenburg, erstürmte den steilen Geisberg und
erzwang damit den Einmarsch in Feindesland. Zwei Tage später, am
6. August, schlug die Armee des Kronprinzen die Hauptarmee des Generals
Mac Mahon bei Wörth, und Teile der beiden andern Armeen erstürmten
die Spicherer Höhen, unweit Saarbrücken. Dadurch wurde das franzö¬
sische Heer aus Metz zurückgedrängt. Die badischen Truppen übernahmen
nun die Belagerung von Straßburg. Napoleon übergab den Ober¬
befehl dem Marschall Bazaine und schloß sich Mae Mahon an, der sein