Full text: Realienbuch für Berlin und Vororte

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ber dreijährigen Dienstzeit die zweijährige durchgeführt. Eine besondere Für¬ 
sorge läßt er der Kriegsflotte zuteil werden. Durch ein Gesetz (von 1900) 
wurde ihre planmäßige Vergrößerung gesichert; denn „unsere Zukunft liegt 
auf dem Wasser" (Ausspruch Kaiser Wilhelms), und die deutschen Küsten, 
Handelsschiffe und Kolonien, sowie die Deutschen im Auslande können nur durch 
1895 eine starke Kriegsflotte geschützt werden. 1895 wurde der Kaiser-Wilhelms- 
Kanal dem Verkehr übergeben. 
4. Hls Candcsvatcr. Sein Wahlspruch ist: „Allweg gut Zolre!" Um 
alle Angelegenheiten des Landes bekümmert er sich; überall, wo Not ist, möchte er¬ 
ste lindern. Mit eigenen Augen sucht er sich von den Zuständen der verschiedenen 
Landesteile zu überzeugen; daher macht er häufig Reisen im Reiche. Unter 
1891 Wilhelm II. ist (1891) die Jnvaliditäts- und Altersversicherung eingeführt 
worden. Um die Steuerlast gerechter zu verteilen, wurde durch den Finanz- 
minister Miguel die Selbsteinschütznng eingeführt; ein jeder, der mehr als 
3000 Mark Einkommen hat, ist verpflichtet, die Höhe seines Einkommens genau 
anzugeben. Ein kleines Einkommen wird verhältnismäßig weit geringer be¬ 
steuert als ein großes. 
5. Förderung von Kunst und ídiTíenfcbaft. Gegenüber dem König¬ 
lichen Schlosse zu Berlin wurde das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I., 
am Lustgarten der neue Dom mit der Grnftkirche der Hohenzollern, in Charlotten¬ 
burg die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und ans dem Königsplatze die Denk¬ 
mäler für Bismarck, Moltke und Roon errichtet. Aus eigenen Mitteln stiftete 
der Kaiser seiner Residenzstadt Berlin in der Siegesallee einen Ehrenschmuck: 
32 Standbilder der brandenburgisch-prenßischen Herrscher von Albrecht dem Bären 
bis zu Wilhelm dem Siegreichen. Ans der Musenmsinsel wurden das Kai ser- 
Friedrich-Museum und ein Denkmal für Kaiser Friedrich errichtet. Mit 
großem Eifer verfolgt der Kaiser die Erfindungen der Wissenschaft und hört oft die 
Vorträge berühmter Gelehrter und Forscher. 
1890 6. brveerbungen. 1890 tauschte Kaiser Wilhelm von den Engländern die 
alte deutsche Insel Helgoland gegen einige Gebiete in Afrika ein. Sie wurde stark be¬ 
festigt und ist für die Marine ein wichtiger Stützpunkt in der Nordsee, ein Schutz 
1897 der Elbmündung uno des Nord-Ostsee-Kanals. 1897 traten die Chinesen die Bucht 
von Kiantschon mit einem dazu gehörigen Landgebiete an Deutschland pachtweise ab. 
Dadurch erhielt Deutschland einen Stützpunkt in den ostasiatischen Gewässern, der 
es ihm erleichtert, die deutschen' Missionare in China und die deutschen Kaufleute 
1899 in den ostasiatischen Häfen zu schützen. 1899 erwarb Deutschland auch die Marianen 
i960 und die Karolinen und 1900 Samoa. 
7. Malirung von Deutschlands 6kre. Im Jahre 1900 entstand in China 
eine Volkserhebung gegen die Fremden; viele Missionare und eingeborene Christen 
sowie der deutsche Gesandte in Peking wurden ermordet. Da sandte Deutschland 
nebst anderen Großmächten Truppen und Kriegsschiffe nach China. Der deutsche 
Oberbefehlshaber, Graf Wal der see, war zugleich Höchstkommandierender über die 
Streitkräfte sämtlicher Mächte. Der Aufstand wurde niedergeworfen und China 
zum Ersatz der Kriegskosten gezwungen. — 1904 brach in Deutsch-Südwest¬ 
afrika eine Empörung der Herero-Neger aus; dieser folgte bald ein Auf-
	        
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