Full text: Realienbuch für Berlin und Vororte

147 
III. Deutschland. 
540 000 qkm (13 ‘/a mal größer als Brandenburg). 65 Mill. Einw. 
(Vergl. S. 226—235.) 
Durchreisen wir Deutschland von N. nach S., so steigen 
wir stufenartig vom Tieflande bis Zum Hochgebirge der Alpen 
hinauf. Mau kann folgende natürliche Gebiete unterscheiden: 
a) das Norddeutsche Tiefland, b) die Mitteldeutsche 
Gebirgsschwelle, c) das Südwestdeutsche Becken, ck) die 
Süddeutsche Hochebene und die deutschen Alpen. 
H. Das norddeutsche üiefland. 
Es reicht von der Nord- und Ostsee bis zur Mitteldeutschen 
Gebirgsschwelle und geht im O. in das russische, im W. in 
das niederländische Flachland über. Die Flüsse durchströmen 
es von S. nach N., ein Beweis, daß es sich nach N. hin abdacht. 
Der Boden besteht aus einer ungeheuren Decke von Sand, 
Kies, Ton und Lehm, die in einer Mächtigkeit von 20 bis 
160 rn das Grundgebirge verhüllt; mit ihr könnte die Ostsee 
anderthalbmal ausgefüllt werden. Über das ganze Tiefland sind 
Geröllmassen und Felsblöcke („erratische Blöcke" oder Find¬ 
linge) verstreut; sie sind nebst jenen Ablagerungen durch gewaltige 
Gletscher hierher getragen worden, die einst vom Skandina¬ 
vischen Hochgebirge aus ganz Norddeutschland überzogen. 
Zeugnisse für die einstige Vereisung 
sind außer jenen Ablagerungen und Fels¬ 
blöcken die Gletscherschliffe. Gletscher¬ 
schrammen und Gletschertöpfe, die 
wir im Rüdersdorfer Kalklager bei 
Berlin sehen können. An den Stellen, 
wo der Kalk bloßgelegt ist, bemerken wir. 
daß seine Oberfläche vollständig glatt 
geschliffen ist. Diese Felsschliffe sind 
dadurch entstanden, daß die Gletscher mit 
gewaltigem Drucke über den Kalk hinge¬ 
glitten sind. Sodann bemerkt man auf 
dieser polierten Fläche zahlreiche Ritzen 
und Schrammen. Sie sind hervorgerufen 
durch harte Gesteine, die auf dem Unter¬ 
gründe fortgeschoben wurden. An einigen 
Stellen befinden sich in dem Kalke runde 
Vertiefungen, die Gletschertöpfe. Das 
sind die Strudellöcher, die das herab¬ 
stürzende Schmelzwaffer ausgehöhlt hat. 
Mitgeholfen haben dabei die Reibsteine, 
die von dem Strudelwasser fortgesetzt um¬ 
gedreht wurden. 
An einigen Stellen, wie in den Kalkbergen bei Rüders¬ 
dorf, in den Kreideklippen auf Rügen, im Sandstein- 
10* 
Durchschnitt durch Mitteleuropa von S. nach N. (Zehnmal überhöht.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.