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Schlauheit abgelernt. Mit üefem Schmerze sah er, wie sein Volk unter der
Knechtschaft seufzte und sich nach Freiheit sehnte. Der Verabredung gemäß
empörte sich zuerst ein deutscher Stamm an der Ems. Arglos brach Varus aus
seinem Lager an der Weser auf, um ihn niederzu¬
werfen; deutsche Hilfsvölker unter Hermann begleiteten
ihn. Trotz der Warnungen des römerfreundlichen
Segest, dem Hermann die Tochter Thusnelda ent¬
führt hatte, nahm Varus seinen Weg durch den
Teutoburger Wald. In den Schluchten desselben
wurden seine Legionen plötzlich von Hermanns Scharen
umzingelt. Regen und Sturm kamen diesen zu Hilfe,
und fast das ganze römische Heer wurde vernichtet.
Als Varus sah, daß alles verloren war, stürzte er
sich verzweiflungsvoll in sein Schwerts. Die Leben¬
den gerieten größtenteils in die Gefangenschaft.
Groß war die Bestürzung in Rom und grenzenlos
der Schmerz des Augustus. Man fürchtete, die
Deutschen würden jetzt über den Rhein vordringen;
aber es genügte ihnen, ihre Freiheit gesichert zu haben.
3. Germanikus und der Ausgang Ar¬
mins. Germanikus, der Sohn des Drusus, ver¬
suchte in den Jahren 14 bis 16 noch einmal, die römische Reichsgrenze vom Rhein
an die Elbe zu verlegen. Aber er erreichte nichts weiter, als daß er die Gattin
Armins, Thusnelda, gefangen nahm und nach schweren Kämpfen mit dem zorn¬
entflammten Armin glücklich entkam. Nun gaben die Römer den Plan auf,
Deutschland zu erobern. Der Rhein blieb die Grenze des Römerreiches.
Thusnelda mußte mit ihrem Söhnchen den Triumphzug des Germanikus in
Rom verherrlichen. Als Armin sich bemühte, eine größere Einigung unter den
Germanen herbeizuführen, wurde er von neidischen Verwandten des Strebens nach
der Königsherrschaft beschuldigt und im Jahre 21 ermordet. Das neue Deutsche
Reich hat dem Befreier Deutschlands 1875 auf der Grotenburg bei Detmold
ein Denkmal errichtet.
e. Friedliche Beziehungen -er Germanen un- Römer.
Nach Armins Tode traten mehr und mehr deutsche Jünglinge in das römische Heer
und in die Dienste römischer Grundbesitzer. Sie lernten die Schönheiten Italiens und
des Morgenlandes kennen. Nach ihrer Heimkehr erzählten sie davon und erweckten die
Sehnsucht der Deutschen nach dem sonnigen Süden. Von den Römern lernten die
Deutschen das Handwerk geschickter betreiben; sie wurden auch mit römischer Bildung
bekannt. Aus den Standlagern der Römer entstanden vielfach Städte (Trier, Cöln,
Worms, Tanten, Straßburg u. v. a.), welche die Ausgangspunkte des Handels zwischen
beiden Ländern wurden. Für Sklaven, Pferde, Rinder, Pelze, Honig, Rettiche, Bernstein
und das blonde Haar der Frauen tauschten die Deutschen Wein, Zeuge, Schmucksachen,
Waffen, römisches Geld u. a. ein. Die User der Mosel und des Rheins wurden mit
Reben bepflanzt und edlere Obstbäume aus Italien eingeführt. Durch die Römer
lernte man auch allerlei feine Gartenfrüchte und eine bessere Bestellung des
Bodens kennen.
Hermannsdenkmal.