124 
Naturbeschreibung. 
III 
1. Das Gehirn (Bild 94) besteht aus einer weichen Masse, die ans 
ihrer Oberfläche mannigfache Windungen zeigt. Es ist geschlitzt durch die 
fest verbundenen Knochen des Schädels, durch die Kopfhaut und die Haare. 
Eine von vorn nach hinten gehende Vertiefung teilt es in zwei seitliche Hälften; 
den vorderen Teil dieser beiden Hälften nennt man das Großhirn, den 
hinteren das Kleinhirn. Das Rückenmark ist eine 
Verlängerung des Gehirns; es liegt wohlgeschntzt im 
Knochenkanal der Wirbelsäule. 
2. Aus Gehirn und Rückenmark treten Nervenfäden 
ans und führen zu allen Muskelfasern. Sie tragen die 
Befehle vom Gehirn an die Muskeln, die sich sofort in 
Bewegung setzen, d. h. sich zusammenziehen und verkürzen. 
Man nennt diese Fäden darum die Bewegungsnerven. 
Andre Nerven enden an allen Stellen der Körperober- 
fläche. Sie nehmen Reize von der Außenwelt auf; sie 
vermitteln die Empfindung. So trifft z. B. ein Lichtstrahl 
unser Auge und reizt die Nerven der Netzhaut. Es entsteht 
ein Nervenstrom, der durch den Sehnerv znm Gehirn ge¬ 
leitet wird und hier die Lichtempfindnng erzeugt. Diese 
Nerven heißen Empfindungsnerven. Endlich gibt es 
noch eine dritte Gruppe von Nerven, von deren Tätigkeit 
wir gewöhnlich nichts merken. Das sind die Nerven, welche 
die Ernährungs- und andre innere Vorgänge regeln. 
3. Warum und wie müssen wir unsre Nerven 
pflegen? In ähnlicher Weise wie bei der Tätigkeit der 
Muskeln wird auch bei der Tätigkeit der Nerven Stoff 
verbraucht. (Vergleiche S. 81.) Dieser Stoff muß nn- 
nnterbrochen ersetzt werden. Die verbrauchten, veränderten 
Stosse miissen fortgeführt werden, sonst tritt Ermüdung 
ein. Anhaltende geistige Arbeit (Gehirntätigkeit) macht 
ebenso schlaff wie körperliche Anstrengung. Wir bedürfen 
der Ruhe, damit das Blut die Ermiidnngsstoffe weg¬ 
waschen kann. Das Blut der Bleichsüchtigen kann die 
verbrauchten Stoffe nicht ausreichend ersetzen und auch 
nicht völlig fortführen; solche Kranke ermüden leicht. 
Durch Überanstrengung des Gehirns findet eine Nerven¬ 
überreizung statt; sie äußert sich in Nervosität. Sie 
und andre Nervenkrankheiten werden hervorgerufen durch 
Schwächung der Nerven infolge von träger Untätigkeit, 
ausschweifender, unnatürlicher Lebensweise, durch seelische 
Erschütterungen, wie Sorge, Ärger usw. Daraus folgt als erste Bedingung für 
vernünftige Nervenpflege: Wechsel zwischen Arbeit und Ruhe, gesunder 
Schlaf in gesunden Räumen, vernünftige Lebensweise in jeder Be¬ 
ziehung: viel Aufenthalt in frischer Luft, kalte Abwaschungen, Ab¬ 
reibungen, Bäder und ausreichende körperliche Ernährung und Bewegung. 
94. Das Gehirn und 
das Rückenmark des 
Menschen von der 
Unterseite. Vs- 
a Stirnlappen, b Schlüfen- 
lappen des Großhirns, 
c kleines Gehirn, ci ver¬ 
längertes Mark, m Rücken¬ 
mark.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.