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Naturbeschreibung.
III
1. Das Gehirn (Bild 94) besteht aus einer weichen Masse, die ans
ihrer Oberfläche mannigfache Windungen zeigt. Es ist geschlitzt durch die
fest verbundenen Knochen des Schädels, durch die Kopfhaut und die Haare.
Eine von vorn nach hinten gehende Vertiefung teilt es in zwei seitliche Hälften;
den vorderen Teil dieser beiden Hälften nennt man das Großhirn, den
hinteren das Kleinhirn. Das Rückenmark ist eine
Verlängerung des Gehirns; es liegt wohlgeschntzt im
Knochenkanal der Wirbelsäule.
2. Aus Gehirn und Rückenmark treten Nervenfäden
ans und führen zu allen Muskelfasern. Sie tragen die
Befehle vom Gehirn an die Muskeln, die sich sofort in
Bewegung setzen, d. h. sich zusammenziehen und verkürzen.
Man nennt diese Fäden darum die Bewegungsnerven.
Andre Nerven enden an allen Stellen der Körperober-
fläche. Sie nehmen Reize von der Außenwelt auf; sie
vermitteln die Empfindung. So trifft z. B. ein Lichtstrahl
unser Auge und reizt die Nerven der Netzhaut. Es entsteht
ein Nervenstrom, der durch den Sehnerv znm Gehirn ge¬
leitet wird und hier die Lichtempfindnng erzeugt. Diese
Nerven heißen Empfindungsnerven. Endlich gibt es
noch eine dritte Gruppe von Nerven, von deren Tätigkeit
wir gewöhnlich nichts merken. Das sind die Nerven, welche
die Ernährungs- und andre innere Vorgänge regeln.
3. Warum und wie müssen wir unsre Nerven
pflegen? In ähnlicher Weise wie bei der Tätigkeit der
Muskeln wird auch bei der Tätigkeit der Nerven Stoff
verbraucht. (Vergleiche S. 81.) Dieser Stoff muß nn-
nnterbrochen ersetzt werden. Die verbrauchten, veränderten
Stosse miissen fortgeführt werden, sonst tritt Ermüdung
ein. Anhaltende geistige Arbeit (Gehirntätigkeit) macht
ebenso schlaff wie körperliche Anstrengung. Wir bedürfen
der Ruhe, damit das Blut die Ermiidnngsstoffe weg¬
waschen kann. Das Blut der Bleichsüchtigen kann die
verbrauchten Stoffe nicht ausreichend ersetzen und auch
nicht völlig fortführen; solche Kranke ermüden leicht.
Durch Überanstrengung des Gehirns findet eine Nerven¬
überreizung statt; sie äußert sich in Nervosität. Sie
und andre Nervenkrankheiten werden hervorgerufen durch
Schwächung der Nerven infolge von träger Untätigkeit,
ausschweifender, unnatürlicher Lebensweise, durch seelische
Erschütterungen, wie Sorge, Ärger usw. Daraus folgt als erste Bedingung für
vernünftige Nervenpflege: Wechsel zwischen Arbeit und Ruhe, gesunder
Schlaf in gesunden Räumen, vernünftige Lebensweise in jeder Be¬
ziehung: viel Aufenthalt in frischer Luft, kalte Abwaschungen, Ab¬
reibungen, Bäder und ausreichende körperliche Ernährung und Bewegung.
94. Das Gehirn und
das Rückenmark des
Menschen von der
Unterseite. Vs-
a Stirnlappen, b Schlüfen-
lappen des Großhirns,
c kleines Gehirn, ci ver¬
längertes Mark, m Rücken¬
mark.