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Geschichte.
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Um dieselbe Zeit brach auch in Thüringen ein Bauernaufstand aus. Aber
auch hier gelang es den Flirsten bald, den Aufstand gu unterdrücken.
9. Gründung der evangelischen Landeskirchen. Kurfürst Friedrich der
Weise von Sachsen, Landgraf Philipp von Hessen und andre norddeutsche
Fürsten führten die Lehre Luthers zuerst in ihren Ländern ein, 1525 trat
auch der Hochmeister Albrecht von Brandenburg zur evangelischen Lehre über
und machte das Ordensland zu einem weltlichen Herzogtum. Luther und
seine Freunde, besonders Melanchthon, halfen überall mit. Die Klöster
wurden aufgehoben und meist in Schulen für die Jugend verwandelt. Die
Geistlichen verheirateten sich, und Luther ging darin mit gutem Beispiel
voran, indem er Katharina von Bora zur Frau nahm.
10. Die Reichstage zu Speyer und Augsburg. Der Kaiser führte um
jene Zeit Krieg mit dem König von Frankreich. Als er seinen Gegner besiegt
hatte, wandte er sich wieder deutschen Angelegenheiten zu und berief einen
Reichstag nach Speyer [1529]. Hier setzte es die katholische Partei durch,
daß die Verbreitung von Luthers Lehre verboten wurde. Die evangelischen
Fürsten protestierten dagegen [erhoben Widerspruchs und wurden von nun
an Protestanten genannt. 1530 berief der Kaiser einen Reichstag nach
Augsburg, der in großer Pracht abgehalten wurde. Luther zog nicht dort¬
hin, weil er in Acht und Bann war; aber sein Freund Melanchthon legte
dem Reichstage ein Glaubensbekenntnis vor, das er selbst versaßt hatte.
Man nennt es die „Augsburgische Konfession". Melanchthon wies
darin nach, in welchen Stücken die evangelische Lehre mit der katholischen
übereinstimmte, und in welchen Punkten beide voneinander abwichen. Eine
Einigung in Glaubenssachen kam nicht zustande.
11. Der Nürnberger Religionsfriede. Noch in demselben Jahre traten
die bedeutendsten protestantischen Fürsten in Schmalkalden zu einem Bunde
zusammen, um sich gegenseitig zu schützen. Diesem Schmalkaldischen Bunde
schlossen sich bald viele Fürsten und große Städte an. Der Kaiser wollte
und konnte nichts gegen den Bund tun; denn er brauchte die Hilfe aller
deutschen Fürsten zu einem bevorstehenden Kampfe gegen die Türken. Des¬
halb kam im Jahre 1532 der Nürnberger Religionsfriede zustande. Beide
Parteien versprachen, Frieden zu halten, bis der Religionsstreit durch ein
allgemeines Konzil entschieden sein würde. Dieser Religionsfriede dauerte
l 4 Jahre. Während dieser Zeit breitete sich Luthers Lehre immer mehr aus.
12. Luthers letzte Lebensjahre. Je mehr sich seine Lehre ausbreitete,
desto mehr zog sich Luther in die Stille seiner Häuslichkeit zurück. Ihm war
ein sehr glückliches Familienleben beschieden. Er ging darin allen evangelischen
Christen mit gutem Beispiel voran. Innige Liebe verband ihn mit seiner
Gemahlin und seinen fünf Kindern. So oft es seine Zeit zuließ, saß er im
Kreise der Seinen und führte erbauliche Gespräche oder pflegte die Musik.
Im Winter des Jahres 1546 berief ihn fein ehemaliger Landesherr, der
Graf von Mansfeld, nach Eisleben, um dort einen Erbstreit zu schlichten.
Luther folgte dem Rufe. Auf der Reise zog er sich jedoch eine Erkältung
zu und starb am 18. Februar.