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jetzt werden könnte, und infolge davon die ganze Pflanze verdorren;
unsere Haut würde zusammenschrumpfen, und unser dürrer, saftloser
Leib würde, von Fiebern geschüttelt, gar bald dem Durste erliegen —
und wie wenig wird ein Wassertropsen geachtet! Es ist farblos und
bringt im Regenbogen das schönste Farbenbild des Himmels hervor.
Es ist ohne Geschmack und doch in der Hitze des Sommers für den
Durstigen das größte Labsal. Ein Mann, welcher 74 kg wiegt,
hat 58 kg Wasser und nur 19 kg feste Stoffe. Das Wasser
ist also dein nächster Bekannter, der sich mit dir zu Tische setzt und
ins Bett legt, der dich auf allen Wegen und Stegen begleitet, und
welch' ein trügerisches, von dir gefürchtetes Element! Teilst du ein
Stück Wasser in neun Teile, so sind acht Teile Lebenslust, und doch
kann kein Landtier länger, als 3 bis 4 Sekunden darinnen leben.
Wasser! Wasser! schreien die Leute bei einer Feuersbrunst, um mit
ihn: die Flamme zu löschen, und in der Luft entzündet sich der Wasser¬
stoff an einem glühenden Körper und^ verbrennt mit dem Sauerstoffe,
der Lebenslust, zu Wasser; das bekannte Knallgas ist eine Mischung
von zwei Teilen Wasserstoff mit einem Teile Sauerstoff.
Reines Wasser besteht aus Sauerstoff und Wasserstoff.
Beides sind Lnftarten, welche sich in großer Menge in der Luft vor¬
finden, die wir einatmen, und welche, wie diese, ohne Farbe, ohne
Geruch und ohne Geschmack sind. Würde die gewöhnliche Luft, die
uns auf allen Seiten unigiebt, in lauter Sauerstoff verwandelt, so
würde die Erde mit einem Male ein großes Narrenhaus werden. Die
Menschen würden singen, was die Stimme hergiebt, und wie toll über
Tische und Bänke springen. Freilich würde die Lust nur von kurzer
Dauer sein; die übermäßige Aufregung, in welche der Sauerstoff
Menschen und Tiere versetzt, würde ihnen einen baldigen Tod bringen,
gerade wie dem Lichte, das in reinem Sauerstoffe noch einmal so hell,
aber nur halb so lange, als in gewöhnlicher Lust brennt. Der
Wasserstoff, obwohl im Wasser des Feuers ärgster Feind, ist selbst
sehr feuriger und entzündlicher Natur; er ist der leichteste unter allen
Körpern und daher imstande, schwere Gegenstände, z. B. einen Ballon,
der mit ihm gefüllt ist, in die Höhe zu heben. Werden Wasserstoff
und Sauerstoff mit einander gemischt, so ändern beide vollständig ihre
Naturen; sie verbinden sich zu einem neuen Körper, dem Wasser, das
manche Eigenschaften des Wasserstoffes und des Sauerstoffes nicht mehr
hat, dafür aber wieder andere besitzt, welche in jenen Elementen nicht
zu finden sind.
Ganz reines Wasser kommt in der Natur niemals vor. Als das
am wenigsten unreine haben wir das Regenwasser anzusehen; aber auch
dieses ist vielfach mit Stoffen versetzt, welche die herunterfallenden
Tropfen in der Lust an sich reißen. Ihm zunächst kommt das. Fluß-
wasser, das, mitunter schon für das Auge erkeunbar, mancherlei Teile
und Teilchen der Erde, in welcher es dahin stießt, mit sich führt. Im
Quell- und Brunnenwasser findet sich häufig Kalk; durchsichtiger und
wohlschmeckender, als anderes Wasser, setzt es in den Töpfen, in
welchen es gekocht wird, eine graulichweiße Rinde ab. Du darfst aber