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nicht denken, daß es im Magen eine gleiche Wirkung hervorbringt; im
Gegenteil, der im Wasser aufgelöste Kalk entfernt aus demselben einen
Teil der Säuren und kann so zu deiner Gesundheit beitragen. Auch
bedarf dein Leib zu seinem Bestehen und Wohlbefinden eine bestimmte
Menge Kalk; führen Brot, Fleisch, Gemüse denselben nicht in aus¬
reichendem Maße ihm zu, so wird diesem Mangel durch das Trink¬
wasser abgeholfen. Am schlechtesten ist das Brunnenwasser in größeren
Städten. Die durch den Regen aufgelösten Unreinigkeiten aller Art
sickern allmählich bis zum Wasserspiegel der Brunnen und sind schon
häufig die Veranlassung zu gefährlichen und weit um sich greifenden
Krankheiten geworden.
Aber das Wasser, welches uns der Brunnen giebt, ist nicht das
einzige, das wir trinken. Wäre dies der Fall, so würde es um manchen
Menschen gar schlimm stehen; denn auch der Reichste muß zu Grunde
gehen, wenn er nur ausgiebt, nie einnimmt. Viele trinken Jahr aus
Jahr ein nicht ein einziges Glas Wasser, und doch verliert der Leib des
Erwachsenen jeden Tag 2% bis 3*/z kg dieses flüchtigen Elementes;
es verdunsten nämlich 1 bis l1/* kg durch die Haut, 1/2 kg ver¬
fliegt durch die Lungen beim Ausatmen, und andere 1 bis 11/2 kg
werden durch die Nieren abgesondert. In drei, höchstens vier Wochen
würde darum der Mensch zu einer ägyptischen Mumie eingetrocknet
sein, wenn sein Körper nicht anderwärts her Zuschuß bekäme. Daß
dies durch alle Getränke, als Bier, Kaffee u. s. w. geschieht, liegt auf
der Hand; aber auch alle die festen Stoffe, welche uns zur Nahrung
dienen, sind nicht bloß Speise, sondern auch Trank. Unser Brot be¬
steht fast zur Hälfte aus Wasser. In 50 kg Mehl sind von
Natur schon 8 kg Wasser enthalten; aber jeder Bäcker weiß, daß
er zu 50 kg feinen Mehles noch 25 kg Wasser hinzuschütten
kann, ohne zu fürchten, daß das Brot mißrate; jedes 5 kg schwere
Brot ist demnach ein Brunnen, der fast 21/i kg Wasser hält.
Unter allen Obstarten haben die Kirschen die meisten festen Stoffe,
und doch stecken in 50 kg Kirschen 35 bis 40 kg Wasser. Be¬
kannt ist, daß, wer 100 Säcke Kartoffeln erntet, 75 Säcke Wasser
nach Hause trägt, und daß die Gurken fast nichts als Wasser sind,
indem auf 50 kg Gurken 47 bis 48 y2 kg Wasser kommen.
9. Gottesdienst.
Sieh', keinen Tropfen Wasser schluckt das Huhn,
Ohn' einen Blick zum Himmel zu thun;
Und ohn' zuvor anbetend sich zum Staube
Gebückt zu haben, pickt kein Korn die Taube.
Was sie bewußtlos thun, thu' du bewußt,
Daß du vor ihnen dich nicht schämen mußt.
19. Drei Wünsche.
Dreierlei ist es, was sich die Menschen am häufigsten wünschen:
Klugheit, Macht, Reichtum, und wer herzhaft wünscht, der will kurz-