Full text: Für Oberklassen (Stufe 3)

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und ließ wohl auch seine Stimme hören, die nicht viel besser ist, als 
die des Esels. 
^ Die Sage erzählt, daß der Pelikan sich die Brust aufhacke, seine 
Jungen mit dem eigenen Blute zu nähren. So ist er denn Sinnbild der 
ewigen Liebe Gottes geworden, welcher das eigene Blut nicht zu teuer 
war, nicht ihre Kinder, nein, ihre Feinde vom ewigen Tode zu retten. 
324. Die Kokospalme. 
Was für den Wüstengürtel Afrikas und Arabiens die Dattelpalme, 
oas ist für den südlichen Archipelagus (Jnselmeer) die Kokospalme, 
die noch nutzreicher ist und mit Recht die „Krone des Pflanzenreichs" 
heißt. Sie hat das ganze Jahr hindurch beständig Blüten und Früchte, 
welche nach und nach reifen. Diese Früchte sind Nüsse, so groß wie ein 
Kinderkopf, mit einer braungelben faserigen Hülse überzogen, der Form 
nach wie eine Melone. Die Schale ist sehr dick, hart, holzartig ;unb läßt 
sich drechseln und polieren. An einem einzigen Stengel sitzen zehn, ja 
zwanzig Nüsse. Wenn sie anfangen zu reifen, enthalten sie ein schmack¬ 
haftes und gesundes Wasser, worin sich der Kern bildet, und das in solcher 
Menge vorhanden ist, daß ein durstiger Mensch sich vollkommen satt 
daran trinken und erfrischen kann. Öffnet man die Schale mit einem 
scharfen Messer, so springt das Wasser — Kokosmilch genannt — wie 
eine Fontäne in die Höhe. Dieser Milchsaft verdickt sich nach und nach, 
und wird endlich zu einem festen Kern. Aus der Nuß preßt man ein 
Öl, das bekannte Kokosnußöl, das zum Einreiben in die Haut, zur Seife- 
bereitung benützt, und womit namentlich in Indien ein starker Handel 
getrieben wird, da es die Reichen allen andern Ölen zum Brennen vor¬ 
ziehen, denn es giebt eine helle Flamme ohne Dampf und Geruch. Mit 
den Trebern der Nüsse wird das Vieh gemästet, und Ziegen und Kühe 
geben davon eine, reichliche Milch. Auch von der Kokosmilch selbst ge¬ 
winnt man ein Öl, das wie Rahm auf der Oberfläche schwimmt und 
abgeschöpft wird, um als Butter genossen zu werden. Ein Haupterzeugnis 
ist aber der Palmwein, den man durch Einschnitte in die Blumenkolben 
erhält, indem man unter dieselben ein wasserdichtes Körbchen hängt. Der 
Palmwein schmeckt noch angenehmer, als die Kokosmilch, und wird von 
keiner andern Palmart in dieser Güte gewonnen; nur wird er bei längerem 
Stehen milchig und triibe, während er frisch völlig klar ist. Es liefern 
ferner die jungen Blätter den Palmkohl, und der weiche, markige Teil 
des Schaftes das sogenannte Palmhirn. Aus dem faserigen Gewebe der 
Nuß bereitet man eine Art Hanf, aus der Schale Näpfe und Becher 
und Knöpfe, die wir Europäer an unsern Kleidern tragen; aus den Blättern 
werden Fächer, Hüte, Sonnenschirme und Papier gemacht, worauf man 
mit einem Griffel von Bambus schreibt. Das Holz des Stammes der 
Dattelpalme wird zu Pfosten geschnitten und verschiedenartig verwendet, so 
daß die ganze Summe der mancherlei Lebensbedürfnisse von dem einen Baume 
befriedigt wird. So ein Kokosstamm ist knotig wie ein riesiges Rohr, 
aber die früheren Blätter haben überall halbmondförmige Schuppen zu¬ 
rückgelassen, daß die Eingebornen mit Leichtigkeit daran emporklettern. Die 
gefiederten Blätter sind über 3,5 na lang und 70 ein breit.
	        
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