Die Erhebung Preußens zum Königreich. — Friedrich Wilhelm I. 
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zusammen und schrieben auf ihre Fahnen: „Wir sind Bauern von geringem 
Gut und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut!" doch vermochten sie 
wenig auszurichten. Im Frühjahr 1675 eilte der Kurfürst herbei und schlug 
die Schweden bei Fehrbellin (18. Juni). Derfflinger war sein Gehilfe. Der 
Kurfürst selbst wagte sich ins ärgste Getümmel (Froben). Obgleich nun Friedrich 
Wilhelm die Schweden weiterhin völlig besiegte, so konnte er Vorpommern 
doch nicht behaupten; denn der mißgünstige Kaiser hatte mit Frankreich Frieden 
geschlossen. — Ludwig XIV. nahm mitten im Frieden 1681 Straßburg weg 
und ließ die Länder am Rhein greulich verwüsten. 
5. Des Kurfürsten Ende. 1675 war das schlesische Herzogshaus aus¬ 
gestorben. aber der Kaiser nahm diese Länder für sich, den Vertrügen (§ 15, 
E. 5) zuwider. — Die von Ludwig XIV. bedrängten französischen Protestanten 
nahm der Kurfürst in seinem Lande auf. 1688 starb er und hinterließ ein 
Reich von 2000 Quadratmeilen. Er führt mit Recht den Beinamen „der 
Große", denn er ist der eigentliche Gründer des preußischen Staates. 
8 17. Die Erhebung Preuszens zum Königreich. 
1. Dem großen Kurfürsten folgte sein Sohn Friedrich III. (1688—1713). 
Er hatte ein Land ererbt, größer als das heutige Bayern, Württemberg und 
Baden. Er strebte darum nach dem Königstitel. Lange wollte der Kaiser von 
einer solchen Rangerhöhung nichts wissen. Da er aber in dieser Zeit Branden¬ 
burgs Hilfe bedurfte in Kriegen gegen die Türken und die Franzosen, so gab 
er seine Zustimmung, daß der Kurfürst sich König in Preußen nenne. 
2. Die Krönung erfolgte am 18. Januar 1701 zu Königsberg. Am 
17. stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden. Am Krönungstage legte er 
den glänzendsten königlichen Schmuck an, setzte sich dann selbst die Krone aufs 
Haupt. Darauf zog er mit der Königin und prächtigem Gefolge in die 
Schloßkirche. Rach Predigt und Gesang erfolgte die Salbung der Majestäten; 
hierauf bewegte sich der feierliche Zug unter dem Jubel des Volkes nach dem 
Schlosse zurück, wo ein festliches Krönungsmahl folgte. — Der König nannte 
sich nun Friedrich I. — Friedrichs Regierung war oft verschwenderisch. 
Das Volk mußte darum viel Steuern zahlen. Aber er förderte auch Künste 
und Wissenschaft. Er gründete zu Halle eine Universität und begünstigte 
August Hermann Francke, den Gründer des Waisenhauses daselbst. 
§ 18. Friedrich Wilhelm I. (1713-1740). 
1. Er haßte Pracht und Glanz und alles französische Wesen. Seine 
Lebensweise war die eines wohlhabenden Bürgers; die Mahlzeiten waren einfach. 
Er trug den schlichten Soldatenrock und war ein Bild derber Gesundheit. 
Er gründete viele Volksschulen. — Widerrede vertrug er nicht. („Räsonnier' 
Er nicht!") — Er selbst arbeitete gern und steißig und forderte dies auch von 
seinen Beamten. Schlichte, aufrichtige Frömmigkeit zeichnete ihn aus. So ist 
er das Bild eines rechten deutschen Hausvaters. — Seine Erholung fand er 
in der Jagd und im Tabakskollegium. 
2-Z§r wollte den Wohlstand des Volkes heben, darum zog er viele 
Kolonisten ins Land, so z. B. 20000 evangelische Salzburger, die in ihrer 
Heimat verfolgt wurden. Er siedelte sie in Ostpreußen an. Er vergrößerte 
Berlin und Potsdam. Bemittelte Bürger zwang er zum Bauen. („Der Kerl 
hat Geld, muß bauen!M) Auch unterstützte er Gewerbtreibende und hob z. B. 
die Duchmacherei. — Meisterhaft ordnete der König die Verwaltung; er setzte 
als oberste Behörde das Generaldirektorium ein, dessen Vorsitzender er
	        
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