Object: Lese- und Lehrbuch für ländlich-gewerbliche Fortbildungsschulen

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IV. Bei der Arbeit. 
2. Zu den einfachen kristallinischen Gesteinen gehören 
Kalksteine, Dolomit, Gips und Serpentin. Der Kalkstein besteht aus 
kohlensaurem Kalk, der mit Ton, Quaiz und anderen Stoffen gemischt, 
häufig durch Elsen gefärbt ist und in sehr vielen an Härte und Färbung 
verschiedenen Arten vorkommt. Er ist die Krone aller Gesteine, die 
je von Menschenhand bearbeitet wurden, und liefert den Prachtbauten 
und der Bildhauerkunst das edelste Material, den Marmor, einen 
körnigen Kalkstein, der blendend weiß, bläulich, grau oder gelblich, oft 
dunkel geadert, mehr oder weniger durchscheinend und von solcher Härte 
ist, daß er sich gut bearbeiten läßt, aber auch nicht allzuleicht der Ab¬ 
nutzung unterworfen ist, wie dies die Reste der altgriechischen und 
römischen Bau- und Bildhauerkunst bezeugen. Sein gleichmäßiges 
Gefüge, sein günstiges Verhalten beim Schneiden, Meißeln und Polieren, 
die Mannigfaltigkeit seiner Zeichnung und seine milde Farbenpracht 
haben den Marmor schon im grauen Altertum Verwendung finden 
lassen. Die griechischen Künstler führten Tempel und formvollendete 
Götterstandbilder in Marmor aus, den man im eigenen Lande fand. 
Der berühmteste war aus Paros. — Die Römer schätzten alle Marmor¬ 
arten und schafften sie auf eigens dazu erbauten Schiffen aus allen 
ihnen bekannten Erdteilen herbei. Ihre Prachtliebe machte den Marmor 
sogar bei Privathäusern unentbehrlich. Im eignen Lande snchte man 
unermüdlich nach Marmorlagern. Den schönsten Marmor fand man 
bei Carrara, wo man noch heute, nach 2000 Jahren, unerschöpfliche 
Lager des besten weißen Marmorsteins ausbeutet. Die ganze Stadt 
ist aus Marmor erbaut, und fast ihre gesamte männliche Bevölke¬ 
rung beschäftigt sich mit Marmorarbeiten. Ein guter Marmor, zwar 
nicht so reich wie der von Carrara, aber dauerhafter und wetter¬ 
beständiger, wird in Tirol bei Laas und Sterzing gewonnen. Schlesien 
liefert den grauen Marmor von Pribon und den gelblichen von 
Kunzendorf. 
3. Unter den gemengten kristallinischen Gesteinen ist der 
Granit das wichtigste. Als Symbol des Festen und Ewigen ist er 
überall bekannt. Er stellt ein Gemisch von Feldspat, Quarz und 
Glimmer dar und ist im allgemeinen von außerordentlicher Dauer. 
Der weiß, rötlich, rot oder grünlich gefärbte Feldspat, der meistens 
vorherrscht, gibt dem Granite die Farbe: der graue, auch wohl bläu¬ 
liche, durchscheinende Quarz leiht ihm die Härte; der blattartige 
glänzende Glimmer, der eine weiße, gelbliche, braune oder schwarze 
Farbe hat, bestimmt seine Politurfähigkeit. Diese ist nämlich um so 
geringer, je glimmerreicher der Granit ist. Kleinkörniger, quarzreicher 
Granit wird am meisten geschätzt. Der Granit, der äußerst hart ist 
und durch Schleifen und Polieren vor Verwitterung geschützt werden 
kann, wird zu Brücken- und Grundbaulen verwandt, zu Sockeln, 
Säulen, Treppenstufen, zu Grabdenkmälern, Kantsteinen, Wand¬ 
bekleidungen, Vasen und anderen Dingen verarbeitet. Er bildet den 
Grundstock des Urgebirges und findet sich demnach hauptsächlich in den 
Alpen und in den Gebirgen Schwedens und Norwegens, auch im
	        
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